Samstag, 2. Juli 2016

Kapitel 9


Kapitel 9

Bittere Antworten

Lane wartete nicht lange auf Vakkek, Vakkek sah Sie mit einer ziemlich düstere Mine an. Er ging, ohne ein Wort zu sagen an Lane vorbei, Sie folgte ihn in einem geringen Abstand. Vakkek hatte ganz in der Nähe sein Fahrzeug abgestellt, ein runtergekommener Dienstwagen der Nar Shaddaa Sicherheit, das Logo war schon halb abgekratzt und die Farbe kaum zu erkennen, dennoch sah es von außen ungewöhnlich sauber aus. Die meisten Dienstfahrzeuge, die Lane von der Sicherheit und den Straßen hier in dieser Gegend kannte, waren mit Graffitis und anderen Dingen überseht.
Vakkek schien immer noch genügen Einfluss in dieser Gegend zu haben, sodass man ihn durchaus ernst nahm und die kleinen Schläger und Idioten sich von Ihm und seinen Sachen fernhielten. Vakkek öffnete Lane die Tür seines Wagens, dann stieg er ein. Lane sagte nichts, Sie verzog nur leicht die rechte Augenbraue nach oben, so viel Höflichkeit hatte Sie von Vakkek nicht erwartet. Lane stieg in sein Fahrzeug, nachdem Sie erst einmal einige Pornomagazine und Waffen vom Beifahrersitz auf den Hintersitz verfrachtet hatte.
"Wir fahren zu mir", sagte Vakkek in einen mürrischen Ton, Lane erwiderte, nur mit einem Knaben nicken.
Die Fahrt dauerte nicht lange, der Nikto lebte direkt in der Nähe in einen heruntergekommenen Apartmentkomplex. Als das Shuttle zum Sinkflug ansetzte, sah man schon von oben, wie einige düstere Gestalten davon huschten. Es hieß wohl verschwinden, wenn Vakkek nach Hause kam. Lane schmunzelte leicht. Sie musste immer wieder an ihre Zeit auf diesen verdammten Mond zurückdenken, als sie noch zu den Sondereinheiten gehörte. Aber für Sentimentalitäten blieb keine Zeit, Lanes Hirn war kurz vorm Explodieren. Sie musste wissen, was in ihrem verdammten Apartment vorgefallen war und was zu Hölle mit Jonas passiert ist.
Vakkek und Lane gingen die Treppen zum vierten Stockwerk hoch. Vakkek benutzte nicht gerne den Aufzug, das wusste sie noch von früher. Er hatte die Dinger einmal als unsichere Wumprattengefängnis bezeichnet. Wenn man als Sklave unter den Hutten aufwuchs, der ständig in Käfige gesperrt wurde, konnte man schon einmal eine Phobie gegen alle Arten von geschlossenen Räumlichkeiten, wie Fahrstühle entwickeln.
Vakkek schloss seine Wohnung auf und machte das Licht an, Lane war direkt hinter ihn eingetreten und schloss die Tür. Er drehte sich zu ihr um, sah sie mit der typischen kalten Niktoart an und griff über sie hinweg zur Tür, er hatte da ein paar Spezialschlösser und Alarmsystem angebracht, das er aktivierte.
Er lächelte Lane süffisant an, "Wir wollen doch nicht, dass unsere hübsche Sondereinheit unangemeldet hier besuch bekommt."
Lane schmunzelte. "Entspann dich, ich bin nicht in einer offiziellen Mission hier, noch nicht!"- bluffte Lane.
Vakkek ging weiter Richtung Küche, sein Apartment sah genauso schäbig aus wie das von Lane, nur das bei Vakkek weniger rumliegende Klamotten das Problem waren, sondern klobige Waffen und Essenkartons, sie hatte sogar das Gefühl, das aus einem Karton ein Fresslaut zu hören war.
Vakkek ging ins Wohnzimmer, da sah es sogar, zur Lanes Überraschung halbwegs ordentlich aus, er bot ihr einen Sesel an. Lane winkte dankend ab.
"Ich will deine Zeit nicht überstrapazieren, ich bin wegen einer Sache hier,  in der du heute Abend ermittelt hast."
Vakkek seufzte.
"Heute Abend Sondereinheit? Entweder seid ihr verdammt schnell oder ihr wart zu langsam." Er grinste bei den letzten Worten böse.
Lane verschränkte die Arme und lächelte ihn an. "Ein Nikto der sich so einfach bei einem Blowjob überrumpeln lässt, solltest den Ball flach halten."
Vakkek hatte sich aufs Sofa gesetzt und lässig den Arm über die Lehne gelegt. "Den Ball flach halten, " er sah Lane irritiert an. Lane  strich mit der rechten Hand über ihre Stirn. "Vergieß es, ist ein Sprichwort, das man gefälligst keine große Klappe gegenüber mir haben sollte." Lane sah ihn nun ernst an.
"Es gab heute Abend eine Schießerei, in einem Apartment in der Nähe des Rotlichtsektors, dabei war ein SID-Agent involviert. Ich will genau wissen, was passiert ist und ob ihr den Agenten gefunden habt."
Lanes Stimme wurde mit den letzten Worten deutlich härter. Sie musste aufschlucken und versuchte ihre Emotionen unter Kontrolle zu halten.
Vakkek hatte jedoch ein feines Gespür für solche Dinge und konnte es Lane ansehen, das hier etwas Persönliches mitspielte, auch wenn er die ganzen Teile des Puzzles nicht kannte.

"Du meinst den 9/11 vor einigen Stunden? Der hatte mir meinem Feierabend versaut."zischte Vakkek missmutig.
"Scheiß auf Deinen verdammten Feierabend, ich will wissen, was da lief, und zwar alles."
Vakkek mochte den Ton, indem Lane mit ihm redete, gar nicht, aber er akzeptierte es wegen ihrer vermeintlich höheren Stellung innerhalb der Armee. Hätte er gewusst, dass sie nicht mehr Major bei den republikanischen Sondereinheiten ist, hätte er sie vermutlich hochkant rausgeworfen, auf sehr unfeine Art.
Vakkek beugte sich nach vorne und sah Lane an.

"Bekomm ich denn für meinen Papierkram auch ein paar Infos, oder muss ich so tun als hätte dieses Gespräch nicht stattgefunden, Sondereinheit?"

Lane lächelte Vakkek an und antwortete ihn dann im ruhigen und leicht amüsierten Tonfall.

"Was denkst du denn?!"
"Verstehe!"
Vakkek atmete tief durch, dann begann er zu reden.

"Wir wurden von einigen Anwohnern gerufen, sie hatten einen Streit gehört zwischen einem Mann und einer Frau, kurz darauf fielen Schüsse. Klang nach dem üblichen Drama in der Gegend. Als wir ankamen, fanden wir ein paar merkwürdige technische Vorrichtungen, und etwas was aussah wie eine Bombe, nicht groß. Sollte scheinbar gezielt in einen kleinen Rahmen explodieren."
Lane schnitt Vakkek ins Wort.

"Bist Du Dir sicher das sich ein Mann und eine Frau gestritten hatten?, fragte Sie misstrauisch.
"Wenn du möchtest, kann ich auch aufhören zu erzählen und du kannst den Bericht in ein paar Wochen oder Monaten lesen."

Lane lehnte sich an die Wand zurück, "Schon gut ich halt meinen verdammten Mund, also weiter!"

"Wie gesagt, technischer Scheiß, laut Anwohner des Komplexes hatte die Wohnung einer scharfen Menschenbraut gehört. Wo mir gerade auffällt, dass die Beschreibung recht gut auf dich passt, Sondereinheit."

Lane merkte, wie Vakkek anfing zu kombinieren, dies gefiel ihr gar nicht.

"Kein Interesse an Komplimenten, also weiter im Text."
Lane versuche ihn davon abzubringen, weiter darüber nachzudenken.
Vakkek schnaubte aber, sagte nichts weiter zu dem Thema, er seufzte und erzählte dann weiter.

"Wir fanden eine Leiche, zwei Einschüsse. Sonst war nichts Besonderes weiter zu finden. Das Labor schaut sich die Bombe und die anderen Sachen an, aber wenn da nicht offiziell ein Interesse von jemanden mit Zahlungsabsichtigen kommt, wird man da nicht wirklich weiter nachgehen."

Bei der Erwähnung der Leiche wurde Lane schlecht und schwindelig, sie versuchte Fassung zu bewahren und sich nichts anmerken zu lassen. Doch Vakkek hatte sie bereits durchschaut, leider waren Nikto nicht so dumm und behäbig, wie einige glaubten.
"Also der Agent, den du suchst, mein Gefühl sagt mir, es ist die Leiche. Korrigier mich, wenn ich mich irre." Vakkek grinste Lane kalt an.
Lane erwiderte seinen Blick mit Eiseskälte.

"Wenn er es ist, dann wird jemand ein ziemliches Problem bekommen," sagte Lane wütend.

"Verstehe, Sondereinheit!," sagte Vakkek und holte ein kleines Datenpad aus seiner linken Jackeninnentasche heraus. Er tippte kurz etwas ein und warf es dann zu Lane hinüber.
"Hier, das suchst du doch, Sondereinheit. Holocambilder vom Tatort. Von deinen toten Freund sind auch einige Bildern dabei. Er hat zwei Schüsse mit einem kleinen Blaster abbekommen, vermute ich," Vakkek zuckte mit seinen massigen Schultern.
"Der erste Schuss traf ihn von hinten in die Schulter mittlere Distanz, schätze ich. Hat wohl der falschen Person den Rücken zugedreht. Der letzte Schuss war tödlich und ...", Vakkek zögerte kurz. Dann sprach er weiter.
"Direkter Kopfschuss, das Arschloch hatte den Blaster direkt an seinen Kopf angesetzt. Sah aus wie eine Hinrichtung, naja du weißt ja vom Kopf bleibt da nicht mehr viel übrig."
Vakkek verstummte. Er ließ Lane sich in Ruhe die Bilder ansehen und bemerkte, das ihr einzelne Tränen übers Gesicht liefen.
Lane versuchte bei dem Anblick von Jonas explodierten Kopf und dem ganzen Randnotizen an den Bildern nicht jede Fassung zu verlieren. Es war eindeutig Jonas, es war die Kleidung, die er am Morgen trug, als er sich von ihr verabschiedet hatte. Die Größe und das, was übrig war von seinem Körper passte auch.
"Du sagtest, die Nachbarn hätten euch gerufen." - fragte Lane.
"Ja eine Rodianerin, sie war wohl vom Lärm angepisst und hatte die Schüsse gehört. Normal stört sich an so was kaum jemand, bis es anfängt zu stinken, aber die Rodianerin hatte wohl Angst, dass die Schüsse durch die Wände in ihr Apartment gehen könnten."
 Vakkek stand auf und ging zum kleinen Schrank in der linken Ecke des Wohnzimmers. Er holte eine Flasche heraus und staubte sie mit einem Finger wisch ab.
Er bot Lane die Flasche an, diese schaute kurz vom Datenpad auf und lehnte ab.
"Ich brauch einen klaren Kopf, für die Scheiße hier."

"Verstehe", erwiderte Vakkek knapp.
Er stellte sich gegenüber von Lane und verschränkte die Arme. "Ist was Persönliches habe ich recht." Vakkek ließ die Augen nicht von ihrem Gesicht.

Lane reichte ihm das Pad und sah ihn müde an.
"Verdammt persönlich!" Sie holte tief Luft und überlegte, inwieweit sie Vakkek vertrauen konnte und wie viel sie bereit war, preiszugeben.
Aber sie brauchte seine Unterstützung und seine Möglichkeiten, sie hatte keine Ressourcen der Republik zur Verfügung und keine passenden Kontakte bis auf die, an denen sie mit Jonas gearbeitet hatte.

"Vakkek, das war mein verdammtes Apartment und wer immer auch da war und den Agenten erschossen hat, er wollte wahrscheinlich mich erledigen." Sie sah ihn direkt in die Augen.

Vakkek grinste breit, "Da scheint jemand ziemlich blöd zu sein."
Lane sah ihn irritiert an, dann redet er weiter.

"Sich mit dem Chef der republikanischen Sonderheiten an zulegen," meine ich.
Vakkek schnaufte, als er in Lanes Augen die blanke Wut sah. Er wusste, dass sie ihm einiges verschwieg.
"Tja, schöne scheiße. Aber hey, so hast du noch eine Chance den Bastard zu erledigen."
Lane versuchte nachzudenken, aber alles schien so falsch zu sein. Es war das schlimmste Szenario eingetroffen, sie war wieder allein und schlimmer noch, Jonas war ihretwegen getötet wurden. Es hätte alles so schön werden können, wieso konnte man sie nicht einfach in Frieden gehen lassen.
Lane schloss kurz die Augen und zählte innerlich bis zehn, dann sah sie Vakkek an.

"Ich will dieses Schwein haben, ich will das er oder sie oder wer auch immer dafür verantwortlich ist bezahlt und ich will, dass jeder der daran beteiligt war leidet!"
Vakkek schmunzelte und erwiderte mit einem breiten Grinsen - "Langsam gefällt mir deine Art zu denken, Sondereinheit."
Er lachte mit einem kurzen tiefen Grunzen und öffnete die Flasche er nahm einen tiefen Schluck und reichte sie dann Lane.
Lane schaute die Flasche kurz an, verdammt dachte sie. Dann nahm sie die Flasche und trank einen tiefen Schluck, ehe sie die Flasche Vakkek zurückgab. Das Zeug ran ihr brennend die Kehle herunter. Sie hatte den ganzen Tag nichts getrunken und es eigentlich auch nicht mehr vorgehabt, aber im Moment schien ihr alles so sinnlos. Sie setzte sich nun auf sein Sofa und holte ihren Blaster raus.
Dann sah sie zu Vakkek und lächelte, "Was zur Hölle muss eine Frau tun, um hier anständige Waffen und Informationen zu bekommen."
Vakkek lachte wieder und schaute an sich herunter. "Tja, die Frauen, die ich kenne, arbeiten dafür auf den Knien oder auf den Rücken, aber für Dich Sondereinheit kommt das wohl nicht infrage. Lane lächelte ihn an, "Wenn es mir am Ende die richtigen Leichen einbringt ..." Lane lachte, als sie Vakkeks verdutztes Gesicht sah, mit einer solchen Antwort hatte er nicht gerechnet.
"Vakkek, das ist nichts Offizielles, ich will die Republik komplett daraus halten. Aber zur Hölle, ich will dieses verdammte Schwein und durch sein Blut waten."
Vakkek nickte ihr zustimmend zu. Er hackte nicht weiter nach und ging kurz aus dem Raum, er kam nach geschätzten drei Minuten wieder und warf Lane eine grobe Decke zu, die eindeutig ihre besten Zeiten hinter sich hatte.

"Kannst hier pennen Sondereinheit, Morgen schau ich, was ich im Revier und von den Straßen an Informationen bekommen kann. Aber schraub deine Hoffnungen nicht zu hoch. Auf Nar Shaddaa hat alles seinen Preis und der Mord an einen Agenten ist teuer, aber den Mörder zu finden wird weitaus teurer und Du siehst nicht nach jemanden aus, der die Credits hat."

Samstag, 9. April 2016

Kapitel 8



Kapitel 8


Vakkek


Lane wartete geschlagene vier Stunden in der schäbigen Cantina im Correlianischen Sektors. Das Warten machte sie aggressiv und ihre Stimmung war auf dem absoluten Tiefpunkt.
Über das Datenpad und die Holonachrichten in der Cantina versuchte sie so viele Informationen über die Geschehnisse zusammen zu tragen, wie ihr unter den gegebenen Umständen möglich war. Immer wieder ging sie die letzten Tage und Jonas letzte Worte übers Com durch.
Besonders der eine Satz wollte ihr nicht aus dem Kopf gehen: "Scheiße Lane sie haben dich gefunden, du musst..."
"Dich", murmelte Lane gedankenverloren. Jonas letzte Worte waren eine eindringliche Warnung an sie gewesen. Er wurde in ihrem angemieteten Apartment in einen Kampf verwickelt. Die Indizien waren ziemlich eindeutig, jemand wollte Lane nicht Balker. Balker war nur zur falschen Zeit am falschen Ort. Dieser Tatsache folgten allerdings nur noch mehr Fragen statt Antworten. Wann war Lane so unvorsichtig gewesen und hatte eine offensichtliche Falle nicht gesehen? Ihre Gedanken drehten sich im Kreis. Die Liste der potenziellen Feinde war lang und die der Verbündeten seit dem Ausscheiten aus den Sondereinheiten zunehmend geschrumpft. In den Holonachrichten fand man nichts über den genauen Tathergang in Lanes Apartment, es war auch mehr eine Randnotiz der örtlichen Sender. Nar Shaddaa war einfach ein Pulverfass und andere Themen interessanter.
 Zu mindestens gab es keinen Bericht über einen Toten bei der Schießerei, was Lanes Hoffnung schürte, dass es Jonas lebend raus geschafft hatte und er irgendwo auf sie wartete.
Lane bestellte erneut einen Caf bei dem Kellnerdroiden. Sie schätze es war mittlerweile der vierte oder fünfte. Ihr Magen rebellierte zunehmend. Sie musste etwas essen, aber die Dinge hier auf der Speisekarte waren ziemlich ungeeignet für einen empfindlichen menschlichen Magen. Die Cantina wurde mehr von den exotischeren Spezies besucht. Lane saß in einer der hintersten Ecken und tat schwer beschäftigt mit dem Datenpad. Viele Raumschiff Captains nutzten Cantinas zur Kundengewinnung und fast wie Büros, also viel Lane nicht auf. Sie konnte, ohne selbst gleich gesehen zu werden, direkt zum Eingang sehen. Während der letzten Stunden waren zahlreiche männliche Gäste nach einem Gespräch mit dem großen Twil'ek hinter dem Tresen nach unten verschwunden und kamen nach einer halben Stunde bis Stunde mit einem Lächeln wieder nach oben. Die Cantina schien einen unteren Bereich zu haben, der nicht ausgeschildert war. Lane ging davon aus, dass der Besitzer sich dort ein Zubrot verdiente. Sie war nicht ganz sicher ob mit Drogen oder Sex. Da die Gäste, die sie bisher gesehen hatte, ausschließlich männlich waren ging sie von letzterem aus. Sklaverei, Prostitution und dergleichen waren auf Nar Shaddaa erlaubt und üblich. Die wenigsten Casinos und Cantinas auf diesem Drecksmond verdienten wirklich mit Getränken oder Glücksspiel ihr Geld.
Endlich war es soweit: Lane bemerkte eine große Gestalt, die durch den Eingangsbereich kam. Es war ein Nikto, aber sie war sich für einen Moment nicht sicher ob es Vakkek war. Dann erkannte sie ihn im Licht. Vakkek war ein typischer Niktomann und damit eine ziemlich brachiale Erscheinung. Als grünhäutiger Nikto war er zwar nicht so groß und stark wie seine rothäutige Verwandten, aber er hatte diese Art an sich, die selbst seinesgleichen Respekt einflößte. Lane hatte während ihrer operativen Dienstzeit einige Niktos getroffen und meist ging das nicht friedlich aus. Sie schätzte Vakkek - er war für seine Spezies ziemlich beherrscht und setzte durchaus ab und an zuerst seinen Verstand ein bevor er mit bloßer Kraft zuschlug. Allerdings hatte sie gelernt, dass er genau wie andere Niktos nicht zu den geduldigsten gehörte. Vakkek war, wie jeder Nikto, Sklave gewesen und hatte für sich und seinen kleinen Bruder die Freiheit bei seinem Herrn in den Arenen von Nar Shaddaa erkämpft. Er hatte sich dazu entschlossen nach einiger Zeit bei verschiedenen Gangs der Sicherheit von Nar Shaddaa beizutreten.
 Eine Entscheidung für die Lane ihm einen gewissen Respekt zollte. Man musste aber wissen, dass die Sicherheit von Nar Shaddaa nicht mit den Sicherheits oder Polizeibehörden auf anderen Planeten vergleichbar war. Die Sicherheit auf Nar Shaddaa war vollkommen korrupt, einer der nicht bestechlich war oder bei bestimmten Vorfällen wegsah, wurde vermutlich von seinen eigenen Kollegen ausgeschaltet. Die Hutten tolerierten und förderten dies in gewissen Grenzen. Nach außen hin wollte man natürlich wegen den zahlungskräftigen Touristen bestimmte Bereiche von Nar Shaddaa „sauber und ordentlich“ halten und den Anschein von Sicherheit und Ordnung erwecken. Alles was außerhalb der Touristenviertel lag, verließ sich schlichtweg auf Selbstjustiz oder man schmierte die passenden Leute.
Vakkek war für seine Brutalität gegen die Stim und Fist Dealer und Laborbesitzer bekannt. Natürlich erwischte er nie die wirklich großen Fische und bekämpfte lediglich Symptome, aber er tat wenigstens etwas. Auch wenn das ganze eher ein persönlicher Rachefeldzug war. Sein kleiner Bruder gehörte der Bloodgang an - eine kurze Karriere. Vakkeks Bruder war für einen Nikto zu vertrauensselig, vielleicht auch gerade weil Vakkek ihn immer zu sehr beschützt hatte. Am Ende bezahlte er das mit seinem Leben. Lane erinnerte sich noch genau, wie Vakkek sie und Elara um Hilfe gebeten hatte. Vakkek hatte erfahren, dass sich sein Broder Ormak gegen seinen Willen einer Gang angeschlossen hatte und nach einer Auseinandersetzung war Ormak verschwunden. Damals ging Vakkek einfach davon aus, dass Ormak irgendwo trotzig schmollte. Als Lane und Elara aber die Leiche des jungen Nikto fanden und Elara mittels DNA Scans Ormaks Identität bestätigte war es mit Vakkeks Beherrschung dahin. Lane hatte noch versucht ihn zu Vernunft zu bringen. Aber einen wild gewordenen Nikto konnte einfach niemand aufhalten - jedenfalls nicht, wenn man die Absicht hatte ihn am Leben zu lassen. Am Ende hatte Lane Elara angewiesen zum Schiff zurückzukehren und sie war Vakkek gefolgt um das schlimmste zu verhindern. Am Ende konnte sie Vakkek davor bewahren Erschossen zu werden, aber mindestens ein gutes Dutzend Schläger der Bloodgang mussten daran glauben. Nicht, dass jemand um diesen Abschaum getrauert hätte oder man die falschen erwischt hätte, aber am Ende blieb es Mord.
Lane konnte Vakkek, nachdem er sich an der Blooodgang ausgetobt hatte, eine verpassen und schleifte ihn zurück in einen sicheren Sektor. Gerade noch Rechtzeitig, da die Gang sich langsam vom Schock über den herum wütenden Nikto erholt hatte und sich gezielt formierte.
Jetzt war Vakkek eine Informationsquelle. Lane wusste nicht, ob der Nikto ihr das damals verziehen hatte. Sie hatte beim letzten Mal keine Zeit gehabt um sich um seine Befindlichkeiten zu kümmern und sie hatte es jetzt noch weniger. Sie musste Vakkek alleine treffen, als sie sah wie Vakkek kurz dem Barmann zunickte und dann direkt die Treppe nach unten nahm, war das ihre Gelegenheit. Lane trank den Kaffee aus und ging dann Richtung Ausgang. Als sie sicher war, dass niemand ihr nachsah, nahm sie die linke Seite und ging Vakkek hinterher. Die untere Ebene der Cantina war ähnlich wie Lane sie sich vorgestellt hatte. Überall Holowerbung von leichten Mädchen, schmierige Automaten mit allerlei Sexutensilien und links und rechts verschiedene Türen mit Nummern und kleinen Herzen. An den Seiten waren Farbcodes die wohl eine Kennzeichnung für irgendwas waren. Eventuell Preise oder spezielle Angebote der Damen dahinter. Eine Tür ging auf, ein schmieriger Rodianer trat heraus und musterte Lane ausgiebig. Lane hatte das Bedürfnis sich unter eine Dusche zu stellen. Sie erwiderte den Blick des Rodianers nicht und ging zielstrebig an ihm vorbei.
Lane war nur wenige Sekunden nach Vakkek heruntergekommen. Er musste in einem der ersten Zimmer verschwunden sein, sonst hätte sie ihn noch sehen müssen. Es gab acht Türen, vier auf jeder Seite. Lane vermutete das Vakkek hinter einer der ersten Türen verschwunden sein musste. Der Rodianer kam aus der letzten Tür links. Als Lane hörte wie der Rodianer die Treppe hinaufstieg und außer Sichtweite war, machte sie kehrt und ging rechts zur ersten Tür. Sie zog ihren Blaster und öffnete die Tür leicht.  Vorsichtig und leise schob sie sich durch die Tür und sie hörte ein tiefes seufzen. Lane hatte Glück, der Raum war auf den ersten Blick unübersichtlich geschnitten und mit allerlei Trennwänden und kitschigen Dekopflanzen vollgestellt. Direkt vor sich sah sie ein Sofa und einen Tisch, weiter hinten war die Person die die Geräusche machte. Lane schloss behutsam die Tür und ging in die Hocke. Sie presste sich an die Wand und konnte einen Blick hinter die Trennwand erhaschen. Sie sah Vakkeks Gestalt wie er mit runtergelassenen Hosen dastand und die Decke bewunderte. Was aber weniger an der tollen Aussicht lag, als an dem was die Twil'ek die vor ihm kniete machte. Überdeutlich war schnalzen, saugen und schmatzen und Vakkeks Gestöhne zu hören. Lane hatte sich immer schon gefragt, ob Männer auf so eine dämliche Show stehen. Diese übertriebenen Laute, die Frauen in Pornos bei einem Blowjob von sich gaben. Noch schlimmer fand sie nur, wenn die Pornodarsteller dabei ständig in die Holocam sahen, statt sich für den Besitzer des Schwanzes zu interessieren. Lane fand das immer befremdlich, aber sie war ja auch kein Mann. Als Vakkek der Twilek in die Lekku griff und begann sein Becken zu bewegen, musste Lane fast lachen, so albern sah es aus. Einen Moment überlegte sie, ob sie höfflich sein, es ihn fertigmachen und draußen auf ihn warten sollte. Aber sie hatte schon so viele Stunden in dieser Drecks Cantina verbracht und sie hatte keine Lust auch nur noch eine Minute länger zu warten.
Lane stand auf und schlich sich hinter Vakkek, dann richtete sie den Lauf ihres Blasters genau auf Vakkeks Hinterkopf. Sie drückte den Lauf direkt an seine Haut, damit er ihn spürte.
In diesen Moment kam Vakkek und spritze der Twil'ek alles in den Mund, die aufgebracht röchelte und losschimpfte. Scheinbar war es nicht vereinbart das Vakkek ohne Vorwarnung ihr alles in die Kehle spritzt. Scheinbar kostete so ein Spaß tatsächlich extra.
"Hallo Vakkek, schön du bist fertig. Dann tu uns allen den Gefallen und zieh deine Hose wieder hoch. Wir müssen reden." Sagte Lane mit ruhiger Stimme, ohne dabei den Blaster von seinem Kopf zu nehmen. Sie war nicht sicher, ob Vakkek ihre Stimme nach all der Zeit erkannte.
Die Twil'ek hatte nun auch Lane wahrgenommen und sie stellte sofort ihre Schimpftyrade ein. Lane hatte ohnehin kein Wort verstanden da die Twilek kein Basic sprach, Lane schenkte ihr keinen Blick. Vakkek griff nach seiner Hose und zog sie hoch. Er war vollkommen ruhig, beim zuknöpfen seiner Hose wandte er seine Stimme dann bedrohlich zu Lane. "Kleine, ich weiß zwar nicht wie du auf die absolut lächerliche Idee kommst so hier rein zu platzen, aber wenn du nicht vorhast mit deinem Mund etwas Sinnvolles zu tun solltest du ganz schnell den Blaster von meinem Kopf nehmen und so schnell du kannst laufen. Ich hatte einen ziemlich beschissenen Tag und ich bin echt ...", bevor Vakkek weiterreden konnte, nahm Lane den Blaster runter und schnitt Vakkek das Wort ab.
"Immer noch der schlecht gelaunte Nikto wie früher?! Vakkek, ich hab dich einmal ausgeknockt, meinst du ich schaff das nicht wieder?", fragte Lane ihn und steckte nun den Blaster wieder in ihren Halfter, der unter ihrer Jacke versteckt war. Man merkte richtig wie es in Vakkeks Hirn ratterte und als er sich umdrehte schenkte er Lane ein Lächeln. Es war unmöglich es einzuordnen. Es schwang irgendwo zwischen „ich brech dir das Genick“ und „schön dich zu sehen, lass uns was trinken gehen“.
Lane stand vor Vakkek und verschränkte die Arme. Sie musterte ihn und versuchte souverän zu wirken. Vakkek wusste meistens über alles Bescheid was auf Nar Shaddaa lief, aber er wusste sicher nichts von ihr und Jonas oder von ihrem Ausscheiden aus den republikanischen Sondereinheiten. Dieses Unwissen seiner Seitz konnte ihr nützlich sein und sie hatte Vakkek nicht viel als Austausch für Informationen zu bieten.
"Bezahl die Kleine, wir sehen uns dann oben." Lane wartete nicht auf eine Reaktion von Vakkek, sie drehte sich um und ging hoch. Sie wusste das Vakkek ihr jetzt noch keine Probleme machen würde.

Dienstag, 22. März 2016

Kapitel 7



Kapitel 7

Zweifel

Lane und Jonas hatten noch lange bis in die Nacht hinein über die Vorfälle jener Tage geredet. Immer wieder kam die Frage bei Lane auf, ob man etwas hätte ahnen oder verhindern können. Jonas versuchte dann steht's ihre Gedanken zu zerstreuen, dass sie nichts hätte tun konnte und es leider Vorfälle dieser Art immer wieder auch in der Republik gegeben hat und geben wird...
Jonas meinte zu Lane, dass ein föderalistisches System niemals perfekt sei, wenn es um Interessen einzelner und vieler geht. Am Ende sind sich viele einfach selbst die Nächsten. Diese Dinge wollte Lane nicht hören, sie hatte immer für ein höheres Ideal eingestanden und unter verschiedenen Vorgesetzten in der Republik gedient. Die Frage welcher Spezies ihr Gegenüber angehörte oder auf welchem Planeten derjenige zu Welt kam, war ihr niemals wichtig gewesen. Lane fragte sich ob alles nur eine riesige Lüge war und das Imperium und die Republik am Ende gar nicht so unterschiedlich waren.
Im Verlauf des Gesprächs bekam Lane Kopfschmerzen und verschwand dann irgendwann Richtung Bett. Jonas hatte sie noch begleitet und ihr einen gute Nacht Kuss gegeben. Einen kurzen Moment wollte Lane mehr, doch Jonas löste sich mit einem Lächeln von ihr. Er hatte noch Vorbereitungen für den nächsten Tag treffen wollen. Lane ließ ihn gewähren. In weniger als 48 Stunden würde der ganze Alptraum vorbei sein und sie und Jonas würden in ein neues Leben starten.
Ein eindringlicher Summton riss Lane aus dem Schlaf. Müde und leicht verkatert blickte sie auf. Neben ihr lag nicht Jonas, sondern eins seiner Datenpads und ein Com-Gerät. Müde griff Lane danach. Es war Jonas. Er hatte sie ausschlafen lassen wollen und war ohne sie zu einigen Treffen gegangen. Lane fing sich wieder, rang die nieder und diskutierte angriffslustig mit Jonas nachdem sie das Com einschaltet hatte und seine Stimme von der anderen Seite Nar Shaddaas hörte. Sie sagte ihm wie dumm es von ihm war alleine unterwegs zu sein. Jonas ließ seinen üblichen Charme spielen: Sie solle sich keine Sorgen machen und er sei durchaus in der Lage auf sich selbst aufzupassen. Lane lächelte am Com, ließ sich jedoch in ihrem Tonfall nichts anmerken. Sie war nicht einmal wirklich böse auf Jonas, sondern eher auf sich. Die letzten Wochen und Monate hatte sie viel von ihrer Disziplin und Gründlichkeit eingebüßt und viel zu oft getrunken um ihre Gedanken zu zerstreuen. Lane war mit sich selbst unzufrieden und stand mit der ganzen Situation auf Kriegsfuß. Manchmal kamen ihr Zweifel an all dem, aber die Gedanken verdrängte oder ertränke sie.
Jonas sendete Lane Koordinaten zu, an denen sie sich später treffen sollten. Ein Taxi würde sie in einer halben Stunde abholen. Sie waren gestern bevor Lane ins Bett gegangen war noch einmal alles durchgegangen. Der Plan war etwas aufwendig, bestach aber durch seine simplen Komponenten. Jonas hatte von sich und Lane DNA in größeren Mengen replizieren lassen. Diese würde als einziges Indiz zurückbleiben, wenn sie einen Unfalltod vortäuschen. Beim Informationshändler hatten sie sich bereits neue Identitäten bestellt, wieder ein anderer Verbindungsmann würde ihre DNA und ihr Äußeres an einigen Stellen minimal verändern. Diese „Maskerade“ würde natürlich genaueren Test oder guten Bekannten, sollte man sie doch eines Tages aufspüren, nie standhalten. Die einfacheren Überwachungsverfahren würden sie allerdings mehr als gut täuschen. Im Großen und Ganzen stand der Plan. Lane und Jonas hatten ihre Kontakte gebündelt und kein Kontakt wusste vom jeweilig anderen. Lane hatte gestern noch über die Prozedur gescherzt: Sie hatte sich entschlossen ihre Haare, wenn es soweit ist braun zu färben und ihr Kybernetik Implantat über ihren rechten Auge entfernen zu lassen. Sie hatte es seit ihrer Grundausbildung. Es war ein Andenken von einem unvorsichtigen Rekruten, der eine Ausbildungseinheit weiter als ihre war und sich ihr und anderen Mädels gegenüber profilieren wollte. Es war damals eine lehrreiche Erfahrung für Lane, die ihre Überzeugung förderte, nichts mit Kollegen anzufangen - oder gar die Arbeit unter Privaten oder anderen menschlichen Bedürfnissen leiden zu lassen.

Heute Nacht würden dann nach und nach alle Kontakte ineinandergreifen. Jonas und Lane würden ohne großes Gepäck Nar Shaddaa Richtung Outer Rim verlassen - ganz unauffällig und über ein Transportschiff das öfters Waren und auch Passagiere mit knappen Budget transportierte. Ein Hackerteam würde in der Zeit für Störungen in den Kameras auf ihrer Route und zwei anderen verursachen, so dass bei einer späteren Nachstellung die Geschehnisse nicht genau Nachverfolgt werden könnten. Es würde keinen Videobeweis geben, der sie und Jonas beim Verlassen von Nar Shaddaa zeigt.
In dem Moment wo das Schiff mit den beiden an Bord den Raumhafen verlassen würde, würde eine Zeitschaltuhr ihren letzten Schlag von sich geben. Lanes altes Apartment würde mit den platzierten DNA Beweisen ausbrennen. Ein gezielter Mechanismus würde dafür sorgen, dass der Brand sich nicht in der Umgebung ausbreitet und sich selbst verzerrt.  Alles war bereits dafür dementsprechend präpariert. Bei dem Gedanken musste Lane lächeln. Sie wusste, dass sich Ordnung halten in dem Drecksloch nie gelohnt hatte. Lane war nervös. Der Plan war in die Wege geleitet und lief reibungslos. Noch heute Nacht würden sie und Jonas frei sein. Sie fragte sich ob die Nachricht von ihrem und Jonas Tot überhaupt offiziell untersucht werden würden, sei es durch den SID oder die Sondereinheiten. Wahrscheinlich würde man aber einfach alles unter den Teppich kehren. Jonas hatte an alles gedacht, sogar an einen passenden Sündenbock, damit niemand wirklich unschuldiges ins Visier möglicher Untersuchungen geraten könnte. Lane war dieser Punkt sehr wichtig gewesen, sie wollte keine Bauernopfer so wie bei Garzas Prozess.

Lane raffte sich auf und machte sich im Bad frisch. Jonas wollte sich bei Ihr noch einmal melden, sobald er in ihrem Apartment alles vorbereitet hatte. Lane sollte schon einmal zum Doc fliegen - Jonas scherzte das Frauen da ohnehin immer länger brauchen würden. Bei dem Gedanken an ihrer DNA rumspielen zu lassen fühlte sich Lane etwas unbehaglich, aber die Sache war es wert und die Prozedur auch nicht sonderlich schmerzhaft. Lane verließ das Apartment ohne sich noch einmal umzudrehen. Nur das Pad und Com nahm sie mit, sonst würden sie von diesem verfluchten Mond nichts mitnehmen - ein vollkommener Neuanfang.
Das Taxi war schon im Sinkflug als Lane's Com vibrierte. „Perfektes Timing“ dachte sie sich. Jonas Pünktlichkeit war wie immer vorbildlich. Mit einem Lächeln ging sie ans Com und hörte Jonas aufgebrachte Stimme.

"Scheiße Lane sie haben dich gefunden, du musst..." Lane hörte einen Blasterschuss, das Zischen zerschnitt regelrecht die Luft. Lane hielt das Com so fest, dass ihre Fingerknöchel weiß wurden für einen Moment vergaß sie zu Atmen.
"Jonas, verdammt Jonas was ist da los..." Ein knistern war im Com zu hören. Lane stockte der Atem. Jonas zitternde Stimme meldete sich an der anderen Seite. "Verdammt, hau ab... halt dich an... den Pla..." Ein zweiter Blasterschuss und das Com Gespräch brach ab. Es hatte sich angehört, als wäre der Schuss direkt neben dem Com abgefeuert worden.
Lanes Magen drehte sich um und sie hatte das Gefühl sich gleich übergeben zu müssen. Sie wies den Droiden sofort an den Kurs zu ändern - zu ihrem Apartment. Sie durfte nicht zu spät sein. "Verdammt! Verdammte Scheiße, tu mir das nicht an Jonas", stammelte Sie zu sich selbst. Sie war kurz davor vor Angst durchzudrehen.
Das Taxi brauchte eine gefühlte Ewigkeit zu Lanes Straße. Der Gebäudekomplex war bereits von der Sicherheit abgeriegelt wurden. Lane stieg an einer Seitenstraße aus und sondierte die Lage. Sie zwang sich ruhig zu bleiben und nicht loszustürmen und jeden zu erschießen der sich ihr in den Weg stellte. Jonas hatte immer einen zweiten Plan in der Hinterhand, er war ein Überlebenskünstler und der Beste Agent den die SID hatte. Er muss entkommen sein. Irgendwo hier war er sicher oder er war verletzt und schon unterwegs zu einem Krankenhaus und hatte davor seinem Angreifer ein verdammtes Loch in den Schädel gebrannt. Verdammt dachte sich Lane, wieso ging es nie einfach. Lane zwang sich ruhiger zu werden um nicht aufzufallen. Um den abgesperrten Bereich hatte sich bereits eine kleine Menge Schaulustiger gebildet, ein Teil waren auch Bewohner des Komplexes gewesen. Etwas zu viel Aufwand für ein einfaches Feuergefecht - das wusste sie, aber sie erlaubte sich keinen anderen Gedanken zuzulassen. Immerhin war Jonas ein SID Agent und darin verwickelt. „Klar, dass die Hutten da auffahren“, dachte sie.
„Verdammt, Jonas, wo bist du?“, dachte sich Lane und dann sah sie Vakkek, einen Nikto, der bei der Sicherheit von Nar Shaddaa arbeitete. Ein unangenehmer Kerl mit dem Lane ein zwei Mal bei Ihren Einsätzen auf Nar Shaddaa zu tun gehabt hatte. Zuletzt hatte sie ihm geholfen die Mörder seines Bruders zu finden. Auch wenn Vakkek brutal und gnadenlos wirkte, hatte er - zumindest was seine Familie betraf - doch ein weiches Herz. Lane erinnerte sich, wie er damals ausgerastet war und zwei Leuten der Bloodgang ohne große Mühe das Genick gebrochen hatte, als er von ihr vom Tod seines kleinen Bruders erfuhr.
Die Sicherheitsvorkehrungen und der ganze Andrang waren zu groß. Lane wusste, dass sie nun nichts ausrichten konnte. Was auch immer passiert war - sie war zu spät, aber Vakkek würde es wissen und Lane wusste wo sie auf ihn warten musste. Lane ging durch die Seitengasse zum nächsten Taxistand und gab dem Droiden die Koordinaten zu einer schäbigen kleinen Cantina - im dunkelsten Winkel des Correlianischen Sektors - durch.

Mittwoch, 9. März 2016

Kapitel 6




Kapitel 6


Ein alter Plan, ein neuer Traum


Wider Lanes erwarten bog das Taxi nicht in Richtung ihres Apartments ab, sondern flog auf gerader Linie weiter. Sie erkannte das Sternencasino auf ihrem Weg und sah Jonas fragend an.
Er erwiderte nichts, was Lane ziemlich missmutig machte und so fragte sie direkt, "Wo fliegen wir denn hin?"
Jonas sagte nichts und grinste, dann entschied er sich um, "Sorry, nicht das dein Bett nicht seine Vorzüge hat, aber ich mag eine kontrollierte Umgebung mit Zimmerservice einfach lieber… zumal die nächsten Tage etwas anstrengend werden."
Lane kniff die Augen enger zusammen. Sie hatte ein ungutes Gefühl, "Ich dachte wir machen erst einmal einen Plan, aber bei dir klingt es als wäre alles schon erledigt."
Jonas lachte knapp, "Nun ja ich hatte da mal einen Plan auch wenn er etwas verjährt ist, aber er sollte mit ein paar Anpassungen immer noch funktionieren.
Lane verschränkte die Arme über der Brust, "So ... " sagte sie in einem deutlich missfallenden Ton. "Du weißt verdammt noch einmal wie ich es hasse im Ungewissen zu sein."
Jonas nickte, dann antwortete er knapp. "Nicht hier, aber ich sage dir alles. Versprochen."
Das Taxi kam fünfzehn Minuten später an seinem Ziel an und hielt im zwanzigsten Stock des "Gold Star-Hotel", eins der wohl angesagtesten Hotels auf Nar Shaddaa und wohl auch eines der teuersten. Hier fanden sich meist nur Leute, die eindeutig zu viel Geld hatten und Wert auf Sicherheit und Diskretion legten.
Das „Star“ verfügte über mehrere Bars, Restaurants, Casinos und anderer Annehmlichkeiten. Jonas stieg als erstes aus. Lane erlebte ein Déjà-vu. Es war zwar nicht das gleiche Apartment und auch in einem ganz anderen Teil von Nar Shaddaa, aber die Situation erschien ihr jetzt lächerlich ähnlich. Wenn das Taxi aufsteigt und Jonas kurz darauf an die Wand drücken würde um sie zu küssen, wäre das Szenario fast perfekt kopiert. Lanes Laune verschlechterte sich sekündlich.
Wieso konnte es bei Jonas nie einfach gehen, wieso waren sie nicht in ihr verdammt unauffälliges Apartment zurückgekehrt - in einer Gegend wo jede Militärpräsenz sofort aufgefallen wäre und wo sie bereits ein gutes dutzenden Fluchtszenarien durchgespielt hatte und wo sie dementsprechend vorbereitet war.
Lane seufzte laut hörbar. Jonas drehte sich kurz zu ihr um und sah wie sie mit verschränkten Armen hinter ihm stand. Jonas warf ihr dieses gewinnende Grinsen zu. Das hatte er schon früher in den unmöglichsten Situationen gemacht. "Entspann dich, hier geht nichts schief und ich werde gleich alle deine Fragen beantworten. Gönn mir den Spaß," sagte Jonas zu ihr und schloss mit den Bioscannern das Zimmer auf. Wobei Zimmer stark untertrieben war.
Lane trat direkt hinter Jonas ins Zimmer ein. Es war ein einziger Machotraum. Weiße Wände, überall Bilder von eindeutig freizügigen Mädchen an den Wänden. Die Bilder waren auf alt gemacht, wirkten aber deshalb trotzdem nicht geschmackvoller. Im Wohnzimmerbereich befand sich eine großzügige Theke mit Barhockern. Die Sessel und Sofas schienen aus echtem Wildleder zu sein und der verdammte Teppich auf dem Lane stand war ein verdammtes Wampa gewesen. Natürlich war es schneeweiß gebleicht. „War die Vertäfelung mit Blattgold gefärbt, oder bestand sie sogar aus massivem Gold?“ Lane wollte die Antwort gar nicht wissen.
Lane zog ihre Jacke aus und seufzte erneut genervt auf. Sie setzte sich aufs Sofa und kreuzte ihre Beine. Jonas war, wie konnte es auch anders sein, zur Theke gegangen und schenkte sich und ihr ein Glas Wein ein. Lane sah ihm dabei zu. Als er mit einem breiten Grinsen zu ihr kam und ihr das Weinglas reichte, warf sie ihm einen kühlen Blick zu. Sie nahm das Glas und wartete bis sich Jonas ihr gegenüber in den Sessel gesetzt hatte.
"Wie hast du das damals bei unserem ersten Kennenlernen nur ausgehalten?" fragte sie schnippisch. Jonas zog die rechte Augenbraue hoch und hatte ein leichtes Fragezeichen in seinem Gesicht stehen.
Lane wartete gar nicht darauf das er antwortete und fuhr direkt fort. "Als ich damals die abtrünnigen Leute vom Chaos Trupp verfolgt habe... da hast du in einem gammligen kleinen Waschsalon gesessen, eine schlichte und absolut dämliche Tarnung … und jetzt das hier. Der Senat bewilligt dem SID scheinbar zu viele Credits."
Jonas trank gerade einen Schluck und musste loslachen. Fast hätte er seinen Wein verschüttet. Lane musste auch schmunzeln, als sie Jonas so lachen sah, aber sie versuchte ernst zu bleiben.
"Ah, herrlich," brachte Jonas hervor und sah Lane mit einem verliebten Blick an. Ein absolut unfairer Blick wie Lane fand - wie sollte man da ernst und böse auf ihn sein können. Sie erwiderte Jonas lächeln und sagte dann, "Nein ernsthaft, wie machst du das?"
Jonas grinste, "Ah ich sehe schon du willst wirklich alle meine Geheimnisse wissen?" Er machte eine kurze Pause und stellte dann sein Weinglas auf dem Glastisch ab. Er fasste seine Hände gebetsmäßig zusammen und schaute Lane tief in die Augen.
"Spesen!", sagte er. Er sah wie Lane ihn böse anschaute und lächelte erneut. "Was denkst du denn? der SID unterhält gute Kontakte zu einigen Bossen des Huttenkartels und sogar gelegentlich zum Huttengeheimdienst bzw. zu seinem Leiter den Archeron. Vor einer ganzen Weile hat man mich hier aufs Abstellgleis geschickt, als ich wegen dir zu viele unangenehme Fragen gestellt habe." Sein Blick wurde während er erzählte sehr ernst. Sie dachten mit einer netten Umgebung und einem großzügigen Lebensstil hier sind sie mich und meine Fragen los. Offiziell bin ich Verbindungsmann zum der Republik wohlgesonnenen Teil des Kartells und dies ist meine ganz bescheidene Unterkunft. Nett, oder?!" Er seufzte, "Entweder Nar Shaddaa oder Hoth, die Auswahl viel mir da nicht schwer.
Lanes blick wurde versöhnlich, "Ich wusste nicht, dass du wegen mir so viele Probleme hattest."
Jonas winkte mit der rechten Hand ab - eine beiläufige Geste. Er presste die Lippen aufeinander und sah Lane an. "Das war nicht deine Schuld, ich habe Fragen gestellt die unangenehm waren… genau das was der interne Teil des SID hätte tun sollen. Aber die werden von Saresh und Leuten wie Garza an der kurzen Leine gehalten. Am Ende dürfen wir nur die Leichen verschwinden lassen und verdammt da sind einige." Jonas lehnte sich zurück, seine Hände strichen über seine Oberschenkel. Dann sah er wieder zu Lane.
"Ich wollte dieses Leben, das als Agent. Der Sprung vom militärischen Informationsdienst zum SID war einfach. Ich bin kein Idealist gewesen, dazu hast erst du mich gemacht." Jonas lächelte Lane bei seinen letzten Worten an. Er rang nach den passenden Worten. "Mir war klar, dass ich einiges aufschrecke. Ich dachte beim neuen Chaos-Programm wärst du dabei. Die Ausmaße hatte ich damals nicht begriffen - vielleicht war ich einfach nicht gut genug und hätte es aufhalten können." Jonas Blick wanderte nach unten und Lane unterbrach ihn. "Jonas verdammt, du konntest es nicht wissen. Die Sache wissen bis heute noch nicht einmal alle Leute ganz oben. Garza wurde durchgewinkt, alles für die Republik, schon vergessen." Lane schnaufte bei den letzten Worten verächtlich. Sie war von ihnen immer die Idealistin gewesen. Das Ideal der Republik, dafür hatte sie den Job gemacht, dafür hatte sie gekämpft und hatte sich einige Blasterbolzen und mehr eingefangen. Aber das was Garza und ihre Leute gemacht hatten, war gegen alles wofür Lane immer gestanden hatte und das die Kanzlerin und ihre Leute das tolerierten und sogar befürworteten, das ging ihr zu weit. Lane hatte nach der Anhörung ihren Glauben verloren. Ein paar Bauernopfer, ein Besserungs-Gelöbnis, eine interne Überprüfung - die Jahre später noch keine Ergebnisse hervorbringen würde, mehr Konsequenzen wurden aus dem neuen Chaos-Programm nicht gezogen.
Lanes Einheit war die Elite und man wollte mehr wie sie, mehr wie ihre Einheit. Eine künstlich geschaffene Supersoldatentruppe. Nicht so wie Lanes Team, was über die Zeit gewachsen war, mit eigenen Individuen die bereits ihre Erfahrungen im Militär selbst gemacht hatten und schon beim Eintritt Spezialisten in ihrem Bereich waren. Nein, man wollte junge und formbare Soldaten - eine junge idealisierte Form, die von Plakaten runterstrahlen konnte.
Junge Rekruten, „geborene Soldaten der Republik“ so hatten Garzas Leute sie genannt.
Mit militärischer Präzision durch Drogen und Kybernetik zu Höchstleistungen gezüchtet und am Ende überfordert im echten Einsatz, umgeben von Tod. Von den zivilen Opfern ganz zu schweigen. Lane und ihre Leute durften dann die Sache bereinigen - den „Auftrag“ zu Ende bringen. Man hatte sie blind reinlaufen lassen - ohne Infos zum zweiten Chaos-Trupp, der da war und vor sich hinstarb. Hätte Yuuns Findergespür sie nicht auf die Fährte des zweiten Chaos-Trupps gebracht, dann hätte vielleicht niemand jemals von der Sache erfahren. Aber sie hatten die Anführerin des zweiten Chaos-Trupps gefunden… tödlich verletzt und wirr redend.
Nach dem Auftrag hatte Lane sich den Befehl widersetzt direkt zur Flotte zurückzukehren und sie hatte alles von hinten aufgeräumt. Sie hatten alle acht Mitglieder des Chaos-Teams zwei gefunden, hatten die toten Zivilisten gefunden und herausgefunden was Garza versuchte zu vertuschen. Lane ging direkt zu Garza und zur Kanzlerin, sie wollte die Sache aufgeklärt haben und das dafür Köpfe rollten. Ein Soldat sollte für seine Taten Verantwortung übernehmen können - immer! Das hatte ihr Ausbilder ihr damals eingetrichtert, der wirklich bedeutende Unterschied. im Vergleich zum Imperium. Die Soldaten des Imperiums folgten Bling die Befehle ihrer Moths und Siths, selbst wenn es offensichtlich nicht den Wohl des Ganzen diente.
Jonas sah zu ihr hoch. Er wusste es schon damals. Er war nur wenige Meter von ihr entfernt als die Anhörung lief. Er wollte sie gleich nach der Anhörung sehen, sie in den Arm nehmen. Als die Senatsvertreter ihr Urteil über Garzas Chaos-Programm fällten und die Akten schlossen, hatte er es in Lanes Augen gesehen. Er hat es fast schon selbst gespürt wie in Lane etwas zerbrach.
"Weißt du, dass ich damals dabei war? Ich stand gut zwanzig Meter hinter dir, als du deine Aussage machtest." Lane sah ihn fragend an, "Nein, das wusste ich nicht. Wieso bist du nicht zu mir gekommen."
Jonas zuckte mit den Schultern, "Das war mein Plan gewesen, aber ich wurde direkt nach der Anhörung ins Büro gerufen. Eigentlich sollte ich auch Aussagen. Naja, am Ende schaffte es nur mein Bericht in die Anhörungsunterlagen." Jonas machte eine kurze Pause und sah aus dem Fenster.
Als er sich wieder zu Lane drehte lächelte er. "Ich hatte erwartet aus dem SID zu fliegen, nachdem ich meine Befugnisse in dem Fall so überschritten hatte. Aber sie winkten mir mit einer „Beförderung“." Jonas machte eine abfällige Geste mit den Händen. "Sie hatten meine Sachen schon gepackt, gaben mir sprichwörtlich die Wahl nach Hoth oder hierher zu gehen. Direkt vom SID Büro in Coruscant zum Raumhafen oder zum Gefängnis."
 Jonas lachte und Lane sah ihn verwirrt an. In ihrem Gesicht zeichnete sich ein Anflug von Wut und Ohnmacht ab. Sie hatte nicht gewusst wie tief Jonas in die Sache verwickelt war. Sie hatte nur im Nachhinein mitbekommen, dass ein SID Agent auf eigene Faust gegen Garza ermittelt hatte. Einen kurzen Moment hatte sie damals an Jonas gedacht, den Gedanken aber gleich wieder verworfen. "Was ist so zum lachen?" fragte Lane ernst.
Jonas grinste sie an, "Weißt du wer mich für diese, ach so tolle, Beförderung direkt empfohlen hat und dafür gesorgt hat, dass ich noch am gleichen Tag los musste?"
Lane schnaufte wütend und zischte, "Garza!"
Jonas nickte.