Mittwoch, 9. März 2016

Kapitel 6




Kapitel 6


Ein alter Plan, ein neuer Traum


Wider Lanes erwarten bog das Taxi nicht in Richtung ihres Apartments ab, sondern flog auf gerader Linie weiter. Sie erkannte das Sternencasino auf ihrem Weg und sah Jonas fragend an.
Er erwiderte nichts, was Lane ziemlich missmutig machte und so fragte sie direkt, "Wo fliegen wir denn hin?"
Jonas sagte nichts und grinste, dann entschied er sich um, "Sorry, nicht das dein Bett nicht seine Vorzüge hat, aber ich mag eine kontrollierte Umgebung mit Zimmerservice einfach lieber… zumal die nächsten Tage etwas anstrengend werden."
Lane kniff die Augen enger zusammen. Sie hatte ein ungutes Gefühl, "Ich dachte wir machen erst einmal einen Plan, aber bei dir klingt es als wäre alles schon erledigt."
Jonas lachte knapp, "Nun ja ich hatte da mal einen Plan auch wenn er etwas verjährt ist, aber er sollte mit ein paar Anpassungen immer noch funktionieren.
Lane verschränkte die Arme über der Brust, "So ... " sagte sie in einem deutlich missfallenden Ton. "Du weißt verdammt noch einmal wie ich es hasse im Ungewissen zu sein."
Jonas nickte, dann antwortete er knapp. "Nicht hier, aber ich sage dir alles. Versprochen."
Das Taxi kam fünfzehn Minuten später an seinem Ziel an und hielt im zwanzigsten Stock des "Gold Star-Hotel", eins der wohl angesagtesten Hotels auf Nar Shaddaa und wohl auch eines der teuersten. Hier fanden sich meist nur Leute, die eindeutig zu viel Geld hatten und Wert auf Sicherheit und Diskretion legten.
Das „Star“ verfügte über mehrere Bars, Restaurants, Casinos und anderer Annehmlichkeiten. Jonas stieg als erstes aus. Lane erlebte ein Déjà-vu. Es war zwar nicht das gleiche Apartment und auch in einem ganz anderen Teil von Nar Shaddaa, aber die Situation erschien ihr jetzt lächerlich ähnlich. Wenn das Taxi aufsteigt und Jonas kurz darauf an die Wand drücken würde um sie zu küssen, wäre das Szenario fast perfekt kopiert. Lanes Laune verschlechterte sich sekündlich.
Wieso konnte es bei Jonas nie einfach gehen, wieso waren sie nicht in ihr verdammt unauffälliges Apartment zurückgekehrt - in einer Gegend wo jede Militärpräsenz sofort aufgefallen wäre und wo sie bereits ein gutes dutzenden Fluchtszenarien durchgespielt hatte und wo sie dementsprechend vorbereitet war.
Lane seufzte laut hörbar. Jonas drehte sich kurz zu ihr um und sah wie sie mit verschränkten Armen hinter ihm stand. Jonas warf ihr dieses gewinnende Grinsen zu. Das hatte er schon früher in den unmöglichsten Situationen gemacht. "Entspann dich, hier geht nichts schief und ich werde gleich alle deine Fragen beantworten. Gönn mir den Spaß," sagte Jonas zu ihr und schloss mit den Bioscannern das Zimmer auf. Wobei Zimmer stark untertrieben war.
Lane trat direkt hinter Jonas ins Zimmer ein. Es war ein einziger Machotraum. Weiße Wände, überall Bilder von eindeutig freizügigen Mädchen an den Wänden. Die Bilder waren auf alt gemacht, wirkten aber deshalb trotzdem nicht geschmackvoller. Im Wohnzimmerbereich befand sich eine großzügige Theke mit Barhockern. Die Sessel und Sofas schienen aus echtem Wildleder zu sein und der verdammte Teppich auf dem Lane stand war ein verdammtes Wampa gewesen. Natürlich war es schneeweiß gebleicht. „War die Vertäfelung mit Blattgold gefärbt, oder bestand sie sogar aus massivem Gold?“ Lane wollte die Antwort gar nicht wissen.
Lane zog ihre Jacke aus und seufzte erneut genervt auf. Sie setzte sich aufs Sofa und kreuzte ihre Beine. Jonas war, wie konnte es auch anders sein, zur Theke gegangen und schenkte sich und ihr ein Glas Wein ein. Lane sah ihm dabei zu. Als er mit einem breiten Grinsen zu ihr kam und ihr das Weinglas reichte, warf sie ihm einen kühlen Blick zu. Sie nahm das Glas und wartete bis sich Jonas ihr gegenüber in den Sessel gesetzt hatte.
"Wie hast du das damals bei unserem ersten Kennenlernen nur ausgehalten?" fragte sie schnippisch. Jonas zog die rechte Augenbraue hoch und hatte ein leichtes Fragezeichen in seinem Gesicht stehen.
Lane wartete gar nicht darauf das er antwortete und fuhr direkt fort. "Als ich damals die abtrünnigen Leute vom Chaos Trupp verfolgt habe... da hast du in einem gammligen kleinen Waschsalon gesessen, eine schlichte und absolut dämliche Tarnung … und jetzt das hier. Der Senat bewilligt dem SID scheinbar zu viele Credits."
Jonas trank gerade einen Schluck und musste loslachen. Fast hätte er seinen Wein verschüttet. Lane musste auch schmunzeln, als sie Jonas so lachen sah, aber sie versuchte ernst zu bleiben.
"Ah, herrlich," brachte Jonas hervor und sah Lane mit einem verliebten Blick an. Ein absolut unfairer Blick wie Lane fand - wie sollte man da ernst und böse auf ihn sein können. Sie erwiderte Jonas lächeln und sagte dann, "Nein ernsthaft, wie machst du das?"
Jonas grinste, "Ah ich sehe schon du willst wirklich alle meine Geheimnisse wissen?" Er machte eine kurze Pause und stellte dann sein Weinglas auf dem Glastisch ab. Er fasste seine Hände gebetsmäßig zusammen und schaute Lane tief in die Augen.
"Spesen!", sagte er. Er sah wie Lane ihn böse anschaute und lächelte erneut. "Was denkst du denn? der SID unterhält gute Kontakte zu einigen Bossen des Huttenkartels und sogar gelegentlich zum Huttengeheimdienst bzw. zu seinem Leiter den Archeron. Vor einer ganzen Weile hat man mich hier aufs Abstellgleis geschickt, als ich wegen dir zu viele unangenehme Fragen gestellt habe." Sein Blick wurde während er erzählte sehr ernst. Sie dachten mit einer netten Umgebung und einem großzügigen Lebensstil hier sind sie mich und meine Fragen los. Offiziell bin ich Verbindungsmann zum der Republik wohlgesonnenen Teil des Kartells und dies ist meine ganz bescheidene Unterkunft. Nett, oder?!" Er seufzte, "Entweder Nar Shaddaa oder Hoth, die Auswahl viel mir da nicht schwer.
Lanes blick wurde versöhnlich, "Ich wusste nicht, dass du wegen mir so viele Probleme hattest."
Jonas winkte mit der rechten Hand ab - eine beiläufige Geste. Er presste die Lippen aufeinander und sah Lane an. "Das war nicht deine Schuld, ich habe Fragen gestellt die unangenehm waren… genau das was der interne Teil des SID hätte tun sollen. Aber die werden von Saresh und Leuten wie Garza an der kurzen Leine gehalten. Am Ende dürfen wir nur die Leichen verschwinden lassen und verdammt da sind einige." Jonas lehnte sich zurück, seine Hände strichen über seine Oberschenkel. Dann sah er wieder zu Lane.
"Ich wollte dieses Leben, das als Agent. Der Sprung vom militärischen Informationsdienst zum SID war einfach. Ich bin kein Idealist gewesen, dazu hast erst du mich gemacht." Jonas lächelte Lane bei seinen letzten Worten an. Er rang nach den passenden Worten. "Mir war klar, dass ich einiges aufschrecke. Ich dachte beim neuen Chaos-Programm wärst du dabei. Die Ausmaße hatte ich damals nicht begriffen - vielleicht war ich einfach nicht gut genug und hätte es aufhalten können." Jonas Blick wanderte nach unten und Lane unterbrach ihn. "Jonas verdammt, du konntest es nicht wissen. Die Sache wissen bis heute noch nicht einmal alle Leute ganz oben. Garza wurde durchgewinkt, alles für die Republik, schon vergessen." Lane schnaufte bei den letzten Worten verächtlich. Sie war von ihnen immer die Idealistin gewesen. Das Ideal der Republik, dafür hatte sie den Job gemacht, dafür hatte sie gekämpft und hatte sich einige Blasterbolzen und mehr eingefangen. Aber das was Garza und ihre Leute gemacht hatten, war gegen alles wofür Lane immer gestanden hatte und das die Kanzlerin und ihre Leute das tolerierten und sogar befürworteten, das ging ihr zu weit. Lane hatte nach der Anhörung ihren Glauben verloren. Ein paar Bauernopfer, ein Besserungs-Gelöbnis, eine interne Überprüfung - die Jahre später noch keine Ergebnisse hervorbringen würde, mehr Konsequenzen wurden aus dem neuen Chaos-Programm nicht gezogen.
Lanes Einheit war die Elite und man wollte mehr wie sie, mehr wie ihre Einheit. Eine künstlich geschaffene Supersoldatentruppe. Nicht so wie Lanes Team, was über die Zeit gewachsen war, mit eigenen Individuen die bereits ihre Erfahrungen im Militär selbst gemacht hatten und schon beim Eintritt Spezialisten in ihrem Bereich waren. Nein, man wollte junge und formbare Soldaten - eine junge idealisierte Form, die von Plakaten runterstrahlen konnte.
Junge Rekruten, „geborene Soldaten der Republik“ so hatten Garzas Leute sie genannt.
Mit militärischer Präzision durch Drogen und Kybernetik zu Höchstleistungen gezüchtet und am Ende überfordert im echten Einsatz, umgeben von Tod. Von den zivilen Opfern ganz zu schweigen. Lane und ihre Leute durften dann die Sache bereinigen - den „Auftrag“ zu Ende bringen. Man hatte sie blind reinlaufen lassen - ohne Infos zum zweiten Chaos-Trupp, der da war und vor sich hinstarb. Hätte Yuuns Findergespür sie nicht auf die Fährte des zweiten Chaos-Trupps gebracht, dann hätte vielleicht niemand jemals von der Sache erfahren. Aber sie hatten die Anführerin des zweiten Chaos-Trupps gefunden… tödlich verletzt und wirr redend.
Nach dem Auftrag hatte Lane sich den Befehl widersetzt direkt zur Flotte zurückzukehren und sie hatte alles von hinten aufgeräumt. Sie hatten alle acht Mitglieder des Chaos-Teams zwei gefunden, hatten die toten Zivilisten gefunden und herausgefunden was Garza versuchte zu vertuschen. Lane ging direkt zu Garza und zur Kanzlerin, sie wollte die Sache aufgeklärt haben und das dafür Köpfe rollten. Ein Soldat sollte für seine Taten Verantwortung übernehmen können - immer! Das hatte ihr Ausbilder ihr damals eingetrichtert, der wirklich bedeutende Unterschied. im Vergleich zum Imperium. Die Soldaten des Imperiums folgten Bling die Befehle ihrer Moths und Siths, selbst wenn es offensichtlich nicht den Wohl des Ganzen diente.
Jonas sah zu ihr hoch. Er wusste es schon damals. Er war nur wenige Meter von ihr entfernt als die Anhörung lief. Er wollte sie gleich nach der Anhörung sehen, sie in den Arm nehmen. Als die Senatsvertreter ihr Urteil über Garzas Chaos-Programm fällten und die Akten schlossen, hatte er es in Lanes Augen gesehen. Er hat es fast schon selbst gespürt wie in Lane etwas zerbrach.
"Weißt du, dass ich damals dabei war? Ich stand gut zwanzig Meter hinter dir, als du deine Aussage machtest." Lane sah ihn fragend an, "Nein, das wusste ich nicht. Wieso bist du nicht zu mir gekommen."
Jonas zuckte mit den Schultern, "Das war mein Plan gewesen, aber ich wurde direkt nach der Anhörung ins Büro gerufen. Eigentlich sollte ich auch Aussagen. Naja, am Ende schaffte es nur mein Bericht in die Anhörungsunterlagen." Jonas machte eine kurze Pause und sah aus dem Fenster.
Als er sich wieder zu Lane drehte lächelte er. "Ich hatte erwartet aus dem SID zu fliegen, nachdem ich meine Befugnisse in dem Fall so überschritten hatte. Aber sie winkten mir mit einer „Beförderung“." Jonas machte eine abfällige Geste mit den Händen. "Sie hatten meine Sachen schon gepackt, gaben mir sprichwörtlich die Wahl nach Hoth oder hierher zu gehen. Direkt vom SID Büro in Coruscant zum Raumhafen oder zum Gefängnis."
 Jonas lachte und Lane sah ihn verwirrt an. In ihrem Gesicht zeichnete sich ein Anflug von Wut und Ohnmacht ab. Sie hatte nicht gewusst wie tief Jonas in die Sache verwickelt war. Sie hatte nur im Nachhinein mitbekommen, dass ein SID Agent auf eigene Faust gegen Garza ermittelt hatte. Einen kurzen Moment hatte sie damals an Jonas gedacht, den Gedanken aber gleich wieder verworfen. "Was ist so zum lachen?" fragte Lane ernst.
Jonas grinste sie an, "Weißt du wer mich für diese, ach so tolle, Beförderung direkt empfohlen hat und dafür gesorgt hat, dass ich noch am gleichen Tag los musste?"
Lane schnaufte wütend und zischte, "Garza!"
Jonas nickte.

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