Kapitel 7
Zweifel
Lane und Jonas hatten noch lange bis in die Nacht hinein
über die Vorfälle jener Tage geredet. Immer wieder kam die Frage bei Lane auf,
ob man etwas hätte ahnen oder verhindern können. Jonas versuchte dann steht's
ihre Gedanken zu zerstreuen, dass sie nichts hätte tun konnte und es leider
Vorfälle dieser Art immer wieder auch in der Republik gegeben hat und geben
wird...
Jonas meinte zu Lane, dass ein föderalistisches System
niemals perfekt sei, wenn es um Interessen einzelner und vieler geht. Am Ende
sind sich viele einfach selbst die Nächsten. Diese Dinge wollte Lane nicht
hören, sie hatte immer für ein höheres Ideal eingestanden und unter
verschiedenen Vorgesetzten in der Republik gedient. Die Frage welcher Spezies
ihr Gegenüber angehörte oder auf welchem Planeten derjenige zu Welt kam, war
ihr niemals wichtig gewesen. Lane fragte sich ob alles nur eine riesige Lüge
war und das Imperium und die Republik am Ende gar nicht so unterschiedlich
waren.
Im Verlauf des Gesprächs bekam Lane Kopfschmerzen und
verschwand dann irgendwann Richtung Bett. Jonas hatte sie noch begleitet und
ihr einen gute Nacht Kuss gegeben. Einen kurzen Moment wollte Lane mehr, doch
Jonas löste sich mit einem Lächeln von ihr. Er hatte noch Vorbereitungen für
den nächsten Tag treffen wollen. Lane ließ ihn gewähren. In weniger als 48
Stunden würde der ganze Alptraum vorbei sein und sie und Jonas würden in ein
neues Leben starten.
Ein eindringlicher Summton riss Lane aus dem Schlaf. Müde
und leicht verkatert blickte sie auf. Neben ihr lag nicht Jonas, sondern eins
seiner Datenpads und ein Com-Gerät. Müde griff Lane danach. Es war Jonas. Er
hatte sie ausschlafen lassen wollen und war ohne sie zu einigen Treffen
gegangen. Lane fing sich wieder, rang die nieder und diskutierte angriffslustig
mit Jonas nachdem sie das Com einschaltet hatte und seine Stimme von der
anderen Seite Nar Shaddaas hörte. Sie sagte ihm wie dumm es von ihm war alleine
unterwegs zu sein. Jonas ließ seinen üblichen Charme spielen: Sie solle sich
keine Sorgen machen und er sei durchaus in der Lage auf sich selbst aufzupassen.
Lane lächelte am Com, ließ sich jedoch in ihrem Tonfall nichts anmerken. Sie
war nicht einmal wirklich böse auf Jonas, sondern eher auf sich. Die letzten
Wochen und Monate hatte sie viel von ihrer Disziplin und Gründlichkeit
eingebüßt und viel zu oft getrunken um ihre Gedanken zu zerstreuen. Lane war
mit sich selbst unzufrieden und stand mit der ganzen Situation auf Kriegsfuß.
Manchmal kamen ihr Zweifel an all dem, aber die Gedanken verdrängte oder
ertränke sie.
Jonas sendete Lane Koordinaten zu, an denen sie sich später
treffen sollten. Ein Taxi würde sie in einer halben Stunde abholen. Sie waren
gestern bevor Lane ins Bett gegangen war noch einmal alles durchgegangen. Der
Plan war etwas aufwendig, bestach aber durch seine simplen Komponenten. Jonas
hatte von sich und Lane DNA in größeren Mengen replizieren lassen. Diese würde
als einziges Indiz zurückbleiben, wenn sie einen Unfalltod vortäuschen. Beim
Informationshändler hatten sie sich bereits neue Identitäten bestellt, wieder
ein anderer Verbindungsmann würde ihre DNA und ihr Äußeres an einigen Stellen
minimal verändern. Diese „Maskerade“ würde
natürlich genaueren Test oder guten Bekannten, sollte man sie doch eines Tages
aufspüren, nie standhalten. Die einfacheren Überwachungsverfahren würden sie
allerdings mehr als gut täuschen. Im Großen und Ganzen stand der Plan. Lane und
Jonas hatten ihre Kontakte gebündelt und kein Kontakt wusste vom jeweilig
anderen. Lane hatte gestern noch über die Prozedur gescherzt: Sie hatte sich
entschlossen ihre Haare, wenn es soweit ist braun zu färben und ihr Kybernetik
Implantat über ihren rechten Auge entfernen zu lassen. Sie hatte es seit ihrer
Grundausbildung. Es war ein Andenken von einem unvorsichtigen Rekruten, der
eine Ausbildungseinheit weiter als ihre war und sich ihr und anderen Mädels
gegenüber profilieren wollte. Es war damals eine lehrreiche Erfahrung für Lane,
die ihre Überzeugung förderte, nichts mit Kollegen anzufangen - oder gar die
Arbeit unter Privaten oder anderen menschlichen Bedürfnissen leiden zu lassen.
Heute Nacht würden dann nach und nach alle Kontakte
ineinandergreifen. Jonas und Lane würden ohne großes Gepäck Nar Shaddaa
Richtung Outer Rim verlassen - ganz unauffällig und über ein Transportschiff
das öfters Waren und auch Passagiere mit knappen Budget transportierte. Ein
Hackerteam würde in der Zeit für Störungen in den Kameras auf ihrer Route und
zwei anderen verursachen, so dass bei einer späteren Nachstellung die
Geschehnisse nicht genau Nachverfolgt werden könnten. Es würde keinen Videobeweis
geben, der sie und Jonas beim Verlassen von Nar Shaddaa zeigt.
In dem Moment wo das Schiff mit den beiden an Bord den
Raumhafen verlassen würde, würde eine Zeitschaltuhr ihren letzten Schlag von
sich geben. Lanes altes Apartment würde mit den platzierten DNA Beweisen
ausbrennen. Ein gezielter Mechanismus würde dafür sorgen, dass der Brand sich
nicht in der Umgebung ausbreitet und sich selbst verzerrt. Alles war bereits dafür dementsprechend
präpariert. Bei dem Gedanken musste Lane lächeln. Sie wusste, dass sich Ordnung
halten in dem Drecksloch nie gelohnt hatte. Lane
war nervös. Der Plan war in die Wege geleitet und lief reibungslos. Noch heute
Nacht würden sie und Jonas frei sein. Sie fragte sich ob die Nachricht von
ihrem und Jonas Tot überhaupt offiziell untersucht werden würden, sei es durch
den SID oder die Sondereinheiten. Wahrscheinlich würde man aber einfach alles
unter den Teppich kehren. Jonas hatte an alles gedacht, sogar an einen
passenden Sündenbock, damit niemand wirklich unschuldiges ins Visier möglicher
Untersuchungen geraten könnte. Lane war dieser Punkt sehr wichtig gewesen, sie
wollte keine Bauernopfer so wie bei Garzas Prozess.
Lane raffte sich auf und machte sich im Bad frisch. Jonas
wollte sich bei Ihr noch einmal melden, sobald er in ihrem Apartment alles
vorbereitet hatte. Lane sollte schon einmal zum Doc fliegen - Jonas scherzte
das Frauen da ohnehin immer länger brauchen würden. Bei dem Gedanken an ihrer
DNA rumspielen zu lassen fühlte sich Lane etwas unbehaglich, aber die Sache war
es wert und die Prozedur auch nicht sonderlich schmerzhaft. Lane verließ das
Apartment ohne sich noch einmal umzudrehen. Nur das Pad und Com nahm sie mit,
sonst würden sie von diesem verfluchten Mond nichts mitnehmen - ein
vollkommener Neuanfang.
Das Taxi war schon im Sinkflug als Lane's Com vibrierte.
„Perfektes Timing“ dachte sie sich. Jonas Pünktlichkeit war wie immer
vorbildlich. Mit einem Lächeln ging sie ans Com und hörte Jonas aufgebrachte
Stimme.
"Scheiße Lane sie haben dich gefunden, du musst..."
Lane hörte einen Blasterschuss, das Zischen zerschnitt regelrecht die Luft.
Lane hielt das Com so fest, dass ihre Fingerknöchel weiß wurden für einen
Moment vergaß sie zu Atmen.
"Jonas, verdammt Jonas was ist da los..." Ein
knistern war im Com zu hören. Lane stockte der Atem. Jonas zitternde Stimme
meldete sich an der anderen Seite. "Verdammt, hau ab... halt dich an...
den Pla..." Ein zweiter Blasterschuss und das Com Gespräch brach ab. Es
hatte sich angehört, als wäre der Schuss direkt neben dem Com abgefeuert
worden.
Lanes Magen drehte sich um und sie hatte das Gefühl sich
gleich übergeben zu müssen. Sie wies den Droiden sofort an den Kurs zu ändern -
zu ihrem Apartment. Sie durfte nicht zu spät sein. "Verdammt! Verdammte
Scheiße, tu mir das nicht an Jonas", stammelte Sie zu sich selbst. Sie war
kurz davor vor Angst durchzudrehen.
Das Taxi brauchte eine gefühlte Ewigkeit zu Lanes Straße.
Der Gebäudekomplex war bereits von der Sicherheit abgeriegelt wurden. Lane
stieg an einer Seitenstraße aus und sondierte die Lage. Sie zwang sich ruhig zu
bleiben und nicht loszustürmen und jeden zu erschießen der sich ihr in den Weg
stellte. Jonas hatte immer einen zweiten Plan in der Hinterhand, er war ein
Überlebenskünstler und der Beste Agent den die SID hatte. Er muss entkommen
sein. Irgendwo hier war er sicher oder er war verletzt und schon unterwegs zu
einem Krankenhaus und hatte davor seinem Angreifer ein verdammtes Loch in den
Schädel gebrannt. Verdammt dachte sich Lane, wieso ging es nie einfach. Lane
zwang sich ruhiger zu werden um nicht aufzufallen. Um den abgesperrten Bereich
hatte sich bereits eine kleine Menge Schaulustiger gebildet, ein Teil waren
auch Bewohner des Komplexes gewesen. Etwas zu viel Aufwand für ein einfaches
Feuergefecht - das wusste sie, aber sie erlaubte sich keinen anderen Gedanken
zuzulassen. Immerhin war Jonas ein SID Agent und darin verwickelt. „Klar, dass
die Hutten da auffahren“, dachte sie.
„Verdammt, Jonas, wo bist du?“, dachte sich Lane und dann
sah sie Vakkek, einen Nikto, der bei der Sicherheit von Nar Shaddaa arbeitete.
Ein unangenehmer Kerl mit dem Lane ein zwei Mal bei Ihren Einsätzen auf Nar
Shaddaa zu tun gehabt hatte. Zuletzt hatte sie ihm geholfen die Mörder seines
Bruders zu finden. Auch wenn Vakkek brutal und gnadenlos wirkte, hatte er -
zumindest was seine Familie betraf - doch ein weiches Herz. Lane erinnerte
sich, wie er damals ausgerastet war und zwei Leuten der Bloodgang ohne große
Mühe das Genick gebrochen hatte, als er von ihr vom Tod seines kleinen Bruders
erfuhr.
Die Sicherheitsvorkehrungen und der ganze Andrang waren zu
groß. Lane wusste, dass sie nun nichts ausrichten konnte. Was auch immer
passiert war - sie war zu spät, aber Vakkek würde es wissen und Lane wusste wo
sie auf ihn warten musste. Lane ging durch die Seitengasse zum nächsten
Taxistand und gab dem Droiden die Koordinaten zu einer schäbigen kleinen
Cantina - im dunkelsten Winkel des Correlianischen Sektors - durch.
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