Dienstag, 22. März 2016

Kapitel 7



Kapitel 7

Zweifel

Lane und Jonas hatten noch lange bis in die Nacht hinein über die Vorfälle jener Tage geredet. Immer wieder kam die Frage bei Lane auf, ob man etwas hätte ahnen oder verhindern können. Jonas versuchte dann steht's ihre Gedanken zu zerstreuen, dass sie nichts hätte tun konnte und es leider Vorfälle dieser Art immer wieder auch in der Republik gegeben hat und geben wird...
Jonas meinte zu Lane, dass ein föderalistisches System niemals perfekt sei, wenn es um Interessen einzelner und vieler geht. Am Ende sind sich viele einfach selbst die Nächsten. Diese Dinge wollte Lane nicht hören, sie hatte immer für ein höheres Ideal eingestanden und unter verschiedenen Vorgesetzten in der Republik gedient. Die Frage welcher Spezies ihr Gegenüber angehörte oder auf welchem Planeten derjenige zu Welt kam, war ihr niemals wichtig gewesen. Lane fragte sich ob alles nur eine riesige Lüge war und das Imperium und die Republik am Ende gar nicht so unterschiedlich waren.
Im Verlauf des Gesprächs bekam Lane Kopfschmerzen und verschwand dann irgendwann Richtung Bett. Jonas hatte sie noch begleitet und ihr einen gute Nacht Kuss gegeben. Einen kurzen Moment wollte Lane mehr, doch Jonas löste sich mit einem Lächeln von ihr. Er hatte noch Vorbereitungen für den nächsten Tag treffen wollen. Lane ließ ihn gewähren. In weniger als 48 Stunden würde der ganze Alptraum vorbei sein und sie und Jonas würden in ein neues Leben starten.
Ein eindringlicher Summton riss Lane aus dem Schlaf. Müde und leicht verkatert blickte sie auf. Neben ihr lag nicht Jonas, sondern eins seiner Datenpads und ein Com-Gerät. Müde griff Lane danach. Es war Jonas. Er hatte sie ausschlafen lassen wollen und war ohne sie zu einigen Treffen gegangen. Lane fing sich wieder, rang die nieder und diskutierte angriffslustig mit Jonas nachdem sie das Com einschaltet hatte und seine Stimme von der anderen Seite Nar Shaddaas hörte. Sie sagte ihm wie dumm es von ihm war alleine unterwegs zu sein. Jonas ließ seinen üblichen Charme spielen: Sie solle sich keine Sorgen machen und er sei durchaus in der Lage auf sich selbst aufzupassen. Lane lächelte am Com, ließ sich jedoch in ihrem Tonfall nichts anmerken. Sie war nicht einmal wirklich böse auf Jonas, sondern eher auf sich. Die letzten Wochen und Monate hatte sie viel von ihrer Disziplin und Gründlichkeit eingebüßt und viel zu oft getrunken um ihre Gedanken zu zerstreuen. Lane war mit sich selbst unzufrieden und stand mit der ganzen Situation auf Kriegsfuß. Manchmal kamen ihr Zweifel an all dem, aber die Gedanken verdrängte oder ertränke sie.
Jonas sendete Lane Koordinaten zu, an denen sie sich später treffen sollten. Ein Taxi würde sie in einer halben Stunde abholen. Sie waren gestern bevor Lane ins Bett gegangen war noch einmal alles durchgegangen. Der Plan war etwas aufwendig, bestach aber durch seine simplen Komponenten. Jonas hatte von sich und Lane DNA in größeren Mengen replizieren lassen. Diese würde als einziges Indiz zurückbleiben, wenn sie einen Unfalltod vortäuschen. Beim Informationshändler hatten sie sich bereits neue Identitäten bestellt, wieder ein anderer Verbindungsmann würde ihre DNA und ihr Äußeres an einigen Stellen minimal verändern. Diese „Maskerade“ würde natürlich genaueren Test oder guten Bekannten, sollte man sie doch eines Tages aufspüren, nie standhalten. Die einfacheren Überwachungsverfahren würden sie allerdings mehr als gut täuschen. Im Großen und Ganzen stand der Plan. Lane und Jonas hatten ihre Kontakte gebündelt und kein Kontakt wusste vom jeweilig anderen. Lane hatte gestern noch über die Prozedur gescherzt: Sie hatte sich entschlossen ihre Haare, wenn es soweit ist braun zu färben und ihr Kybernetik Implantat über ihren rechten Auge entfernen zu lassen. Sie hatte es seit ihrer Grundausbildung. Es war ein Andenken von einem unvorsichtigen Rekruten, der eine Ausbildungseinheit weiter als ihre war und sich ihr und anderen Mädels gegenüber profilieren wollte. Es war damals eine lehrreiche Erfahrung für Lane, die ihre Überzeugung förderte, nichts mit Kollegen anzufangen - oder gar die Arbeit unter Privaten oder anderen menschlichen Bedürfnissen leiden zu lassen.

Heute Nacht würden dann nach und nach alle Kontakte ineinandergreifen. Jonas und Lane würden ohne großes Gepäck Nar Shaddaa Richtung Outer Rim verlassen - ganz unauffällig und über ein Transportschiff das öfters Waren und auch Passagiere mit knappen Budget transportierte. Ein Hackerteam würde in der Zeit für Störungen in den Kameras auf ihrer Route und zwei anderen verursachen, so dass bei einer späteren Nachstellung die Geschehnisse nicht genau Nachverfolgt werden könnten. Es würde keinen Videobeweis geben, der sie und Jonas beim Verlassen von Nar Shaddaa zeigt.
In dem Moment wo das Schiff mit den beiden an Bord den Raumhafen verlassen würde, würde eine Zeitschaltuhr ihren letzten Schlag von sich geben. Lanes altes Apartment würde mit den platzierten DNA Beweisen ausbrennen. Ein gezielter Mechanismus würde dafür sorgen, dass der Brand sich nicht in der Umgebung ausbreitet und sich selbst verzerrt.  Alles war bereits dafür dementsprechend präpariert. Bei dem Gedanken musste Lane lächeln. Sie wusste, dass sich Ordnung halten in dem Drecksloch nie gelohnt hatte. Lane war nervös. Der Plan war in die Wege geleitet und lief reibungslos. Noch heute Nacht würden sie und Jonas frei sein. Sie fragte sich ob die Nachricht von ihrem und Jonas Tot überhaupt offiziell untersucht werden würden, sei es durch den SID oder die Sondereinheiten. Wahrscheinlich würde man aber einfach alles unter den Teppich kehren. Jonas hatte an alles gedacht, sogar an einen passenden Sündenbock, damit niemand wirklich unschuldiges ins Visier möglicher Untersuchungen geraten könnte. Lane war dieser Punkt sehr wichtig gewesen, sie wollte keine Bauernopfer so wie bei Garzas Prozess.

Lane raffte sich auf und machte sich im Bad frisch. Jonas wollte sich bei Ihr noch einmal melden, sobald er in ihrem Apartment alles vorbereitet hatte. Lane sollte schon einmal zum Doc fliegen - Jonas scherzte das Frauen da ohnehin immer länger brauchen würden. Bei dem Gedanken an ihrer DNA rumspielen zu lassen fühlte sich Lane etwas unbehaglich, aber die Sache war es wert und die Prozedur auch nicht sonderlich schmerzhaft. Lane verließ das Apartment ohne sich noch einmal umzudrehen. Nur das Pad und Com nahm sie mit, sonst würden sie von diesem verfluchten Mond nichts mitnehmen - ein vollkommener Neuanfang.
Das Taxi war schon im Sinkflug als Lane's Com vibrierte. „Perfektes Timing“ dachte sie sich. Jonas Pünktlichkeit war wie immer vorbildlich. Mit einem Lächeln ging sie ans Com und hörte Jonas aufgebrachte Stimme.

"Scheiße Lane sie haben dich gefunden, du musst..." Lane hörte einen Blasterschuss, das Zischen zerschnitt regelrecht die Luft. Lane hielt das Com so fest, dass ihre Fingerknöchel weiß wurden für einen Moment vergaß sie zu Atmen.
"Jonas, verdammt Jonas was ist da los..." Ein knistern war im Com zu hören. Lane stockte der Atem. Jonas zitternde Stimme meldete sich an der anderen Seite. "Verdammt, hau ab... halt dich an... den Pla..." Ein zweiter Blasterschuss und das Com Gespräch brach ab. Es hatte sich angehört, als wäre der Schuss direkt neben dem Com abgefeuert worden.
Lanes Magen drehte sich um und sie hatte das Gefühl sich gleich übergeben zu müssen. Sie wies den Droiden sofort an den Kurs zu ändern - zu ihrem Apartment. Sie durfte nicht zu spät sein. "Verdammt! Verdammte Scheiße, tu mir das nicht an Jonas", stammelte Sie zu sich selbst. Sie war kurz davor vor Angst durchzudrehen.
Das Taxi brauchte eine gefühlte Ewigkeit zu Lanes Straße. Der Gebäudekomplex war bereits von der Sicherheit abgeriegelt wurden. Lane stieg an einer Seitenstraße aus und sondierte die Lage. Sie zwang sich ruhig zu bleiben und nicht loszustürmen und jeden zu erschießen der sich ihr in den Weg stellte. Jonas hatte immer einen zweiten Plan in der Hinterhand, er war ein Überlebenskünstler und der Beste Agent den die SID hatte. Er muss entkommen sein. Irgendwo hier war er sicher oder er war verletzt und schon unterwegs zu einem Krankenhaus und hatte davor seinem Angreifer ein verdammtes Loch in den Schädel gebrannt. Verdammt dachte sich Lane, wieso ging es nie einfach. Lane zwang sich ruhiger zu werden um nicht aufzufallen. Um den abgesperrten Bereich hatte sich bereits eine kleine Menge Schaulustiger gebildet, ein Teil waren auch Bewohner des Komplexes gewesen. Etwas zu viel Aufwand für ein einfaches Feuergefecht - das wusste sie, aber sie erlaubte sich keinen anderen Gedanken zuzulassen. Immerhin war Jonas ein SID Agent und darin verwickelt. „Klar, dass die Hutten da auffahren“, dachte sie.
„Verdammt, Jonas, wo bist du?“, dachte sich Lane und dann sah sie Vakkek, einen Nikto, der bei der Sicherheit von Nar Shaddaa arbeitete. Ein unangenehmer Kerl mit dem Lane ein zwei Mal bei Ihren Einsätzen auf Nar Shaddaa zu tun gehabt hatte. Zuletzt hatte sie ihm geholfen die Mörder seines Bruders zu finden. Auch wenn Vakkek brutal und gnadenlos wirkte, hatte er - zumindest was seine Familie betraf - doch ein weiches Herz. Lane erinnerte sich, wie er damals ausgerastet war und zwei Leuten der Bloodgang ohne große Mühe das Genick gebrochen hatte, als er von ihr vom Tod seines kleinen Bruders erfuhr.
Die Sicherheitsvorkehrungen und der ganze Andrang waren zu groß. Lane wusste, dass sie nun nichts ausrichten konnte. Was auch immer passiert war - sie war zu spät, aber Vakkek würde es wissen und Lane wusste wo sie auf ihn warten musste. Lane ging durch die Seitengasse zum nächsten Taxistand und gab dem Droiden die Koordinaten zu einer schäbigen kleinen Cantina - im dunkelsten Winkel des Correlianischen Sektors - durch.

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