Samstag, 9. April 2016

Kapitel 8



Kapitel 8


Vakkek


Lane wartete geschlagene vier Stunden in der schäbigen Cantina im Correlianischen Sektors. Das Warten machte sie aggressiv und ihre Stimmung war auf dem absoluten Tiefpunkt.
Über das Datenpad und die Holonachrichten in der Cantina versuchte sie so viele Informationen über die Geschehnisse zusammen zu tragen, wie ihr unter den gegebenen Umständen möglich war. Immer wieder ging sie die letzten Tage und Jonas letzte Worte übers Com durch.
Besonders der eine Satz wollte ihr nicht aus dem Kopf gehen: "Scheiße Lane sie haben dich gefunden, du musst..."
"Dich", murmelte Lane gedankenverloren. Jonas letzte Worte waren eine eindringliche Warnung an sie gewesen. Er wurde in ihrem angemieteten Apartment in einen Kampf verwickelt. Die Indizien waren ziemlich eindeutig, jemand wollte Lane nicht Balker. Balker war nur zur falschen Zeit am falschen Ort. Dieser Tatsache folgten allerdings nur noch mehr Fragen statt Antworten. Wann war Lane so unvorsichtig gewesen und hatte eine offensichtliche Falle nicht gesehen? Ihre Gedanken drehten sich im Kreis. Die Liste der potenziellen Feinde war lang und die der Verbündeten seit dem Ausscheiten aus den Sondereinheiten zunehmend geschrumpft. In den Holonachrichten fand man nichts über den genauen Tathergang in Lanes Apartment, es war auch mehr eine Randnotiz der örtlichen Sender. Nar Shaddaa war einfach ein Pulverfass und andere Themen interessanter.
 Zu mindestens gab es keinen Bericht über einen Toten bei der Schießerei, was Lanes Hoffnung schürte, dass es Jonas lebend raus geschafft hatte und er irgendwo auf sie wartete.
Lane bestellte erneut einen Caf bei dem Kellnerdroiden. Sie schätze es war mittlerweile der vierte oder fünfte. Ihr Magen rebellierte zunehmend. Sie musste etwas essen, aber die Dinge hier auf der Speisekarte waren ziemlich ungeeignet für einen empfindlichen menschlichen Magen. Die Cantina wurde mehr von den exotischeren Spezies besucht. Lane saß in einer der hintersten Ecken und tat schwer beschäftigt mit dem Datenpad. Viele Raumschiff Captains nutzten Cantinas zur Kundengewinnung und fast wie Büros, also viel Lane nicht auf. Sie konnte, ohne selbst gleich gesehen zu werden, direkt zum Eingang sehen. Während der letzten Stunden waren zahlreiche männliche Gäste nach einem Gespräch mit dem großen Twil'ek hinter dem Tresen nach unten verschwunden und kamen nach einer halben Stunde bis Stunde mit einem Lächeln wieder nach oben. Die Cantina schien einen unteren Bereich zu haben, der nicht ausgeschildert war. Lane ging davon aus, dass der Besitzer sich dort ein Zubrot verdiente. Sie war nicht ganz sicher ob mit Drogen oder Sex. Da die Gäste, die sie bisher gesehen hatte, ausschließlich männlich waren ging sie von letzterem aus. Sklaverei, Prostitution und dergleichen waren auf Nar Shaddaa erlaubt und üblich. Die wenigsten Casinos und Cantinas auf diesem Drecksmond verdienten wirklich mit Getränken oder Glücksspiel ihr Geld.
Endlich war es soweit: Lane bemerkte eine große Gestalt, die durch den Eingangsbereich kam. Es war ein Nikto, aber sie war sich für einen Moment nicht sicher ob es Vakkek war. Dann erkannte sie ihn im Licht. Vakkek war ein typischer Niktomann und damit eine ziemlich brachiale Erscheinung. Als grünhäutiger Nikto war er zwar nicht so groß und stark wie seine rothäutige Verwandten, aber er hatte diese Art an sich, die selbst seinesgleichen Respekt einflößte. Lane hatte während ihrer operativen Dienstzeit einige Niktos getroffen und meist ging das nicht friedlich aus. Sie schätzte Vakkek - er war für seine Spezies ziemlich beherrscht und setzte durchaus ab und an zuerst seinen Verstand ein bevor er mit bloßer Kraft zuschlug. Allerdings hatte sie gelernt, dass er genau wie andere Niktos nicht zu den geduldigsten gehörte. Vakkek war, wie jeder Nikto, Sklave gewesen und hatte für sich und seinen kleinen Bruder die Freiheit bei seinem Herrn in den Arenen von Nar Shaddaa erkämpft. Er hatte sich dazu entschlossen nach einiger Zeit bei verschiedenen Gangs der Sicherheit von Nar Shaddaa beizutreten.
 Eine Entscheidung für die Lane ihm einen gewissen Respekt zollte. Man musste aber wissen, dass die Sicherheit von Nar Shaddaa nicht mit den Sicherheits oder Polizeibehörden auf anderen Planeten vergleichbar war. Die Sicherheit auf Nar Shaddaa war vollkommen korrupt, einer der nicht bestechlich war oder bei bestimmten Vorfällen wegsah, wurde vermutlich von seinen eigenen Kollegen ausgeschaltet. Die Hutten tolerierten und förderten dies in gewissen Grenzen. Nach außen hin wollte man natürlich wegen den zahlungskräftigen Touristen bestimmte Bereiche von Nar Shaddaa „sauber und ordentlich“ halten und den Anschein von Sicherheit und Ordnung erwecken. Alles was außerhalb der Touristenviertel lag, verließ sich schlichtweg auf Selbstjustiz oder man schmierte die passenden Leute.
Vakkek war für seine Brutalität gegen die Stim und Fist Dealer und Laborbesitzer bekannt. Natürlich erwischte er nie die wirklich großen Fische und bekämpfte lediglich Symptome, aber er tat wenigstens etwas. Auch wenn das ganze eher ein persönlicher Rachefeldzug war. Sein kleiner Bruder gehörte der Bloodgang an - eine kurze Karriere. Vakkeks Bruder war für einen Nikto zu vertrauensselig, vielleicht auch gerade weil Vakkek ihn immer zu sehr beschützt hatte. Am Ende bezahlte er das mit seinem Leben. Lane erinnerte sich noch genau, wie Vakkek sie und Elara um Hilfe gebeten hatte. Vakkek hatte erfahren, dass sich sein Broder Ormak gegen seinen Willen einer Gang angeschlossen hatte und nach einer Auseinandersetzung war Ormak verschwunden. Damals ging Vakkek einfach davon aus, dass Ormak irgendwo trotzig schmollte. Als Lane und Elara aber die Leiche des jungen Nikto fanden und Elara mittels DNA Scans Ormaks Identität bestätigte war es mit Vakkeks Beherrschung dahin. Lane hatte noch versucht ihn zu Vernunft zu bringen. Aber einen wild gewordenen Nikto konnte einfach niemand aufhalten - jedenfalls nicht, wenn man die Absicht hatte ihn am Leben zu lassen. Am Ende hatte Lane Elara angewiesen zum Schiff zurückzukehren und sie war Vakkek gefolgt um das schlimmste zu verhindern. Am Ende konnte sie Vakkek davor bewahren Erschossen zu werden, aber mindestens ein gutes Dutzend Schläger der Bloodgang mussten daran glauben. Nicht, dass jemand um diesen Abschaum getrauert hätte oder man die falschen erwischt hätte, aber am Ende blieb es Mord.
Lane konnte Vakkek, nachdem er sich an der Blooodgang ausgetobt hatte, eine verpassen und schleifte ihn zurück in einen sicheren Sektor. Gerade noch Rechtzeitig, da die Gang sich langsam vom Schock über den herum wütenden Nikto erholt hatte und sich gezielt formierte.
Jetzt war Vakkek eine Informationsquelle. Lane wusste nicht, ob der Nikto ihr das damals verziehen hatte. Sie hatte beim letzten Mal keine Zeit gehabt um sich um seine Befindlichkeiten zu kümmern und sie hatte es jetzt noch weniger. Sie musste Vakkek alleine treffen, als sie sah wie Vakkek kurz dem Barmann zunickte und dann direkt die Treppe nach unten nahm, war das ihre Gelegenheit. Lane trank den Kaffee aus und ging dann Richtung Ausgang. Als sie sicher war, dass niemand ihr nachsah, nahm sie die linke Seite und ging Vakkek hinterher. Die untere Ebene der Cantina war ähnlich wie Lane sie sich vorgestellt hatte. Überall Holowerbung von leichten Mädchen, schmierige Automaten mit allerlei Sexutensilien und links und rechts verschiedene Türen mit Nummern und kleinen Herzen. An den Seiten waren Farbcodes die wohl eine Kennzeichnung für irgendwas waren. Eventuell Preise oder spezielle Angebote der Damen dahinter. Eine Tür ging auf, ein schmieriger Rodianer trat heraus und musterte Lane ausgiebig. Lane hatte das Bedürfnis sich unter eine Dusche zu stellen. Sie erwiderte den Blick des Rodianers nicht und ging zielstrebig an ihm vorbei.
Lane war nur wenige Sekunden nach Vakkek heruntergekommen. Er musste in einem der ersten Zimmer verschwunden sein, sonst hätte sie ihn noch sehen müssen. Es gab acht Türen, vier auf jeder Seite. Lane vermutete das Vakkek hinter einer der ersten Türen verschwunden sein musste. Der Rodianer kam aus der letzten Tür links. Als Lane hörte wie der Rodianer die Treppe hinaufstieg und außer Sichtweite war, machte sie kehrt und ging rechts zur ersten Tür. Sie zog ihren Blaster und öffnete die Tür leicht.  Vorsichtig und leise schob sie sich durch die Tür und sie hörte ein tiefes seufzen. Lane hatte Glück, der Raum war auf den ersten Blick unübersichtlich geschnitten und mit allerlei Trennwänden und kitschigen Dekopflanzen vollgestellt. Direkt vor sich sah sie ein Sofa und einen Tisch, weiter hinten war die Person die die Geräusche machte. Lane schloss behutsam die Tür und ging in die Hocke. Sie presste sich an die Wand und konnte einen Blick hinter die Trennwand erhaschen. Sie sah Vakkeks Gestalt wie er mit runtergelassenen Hosen dastand und die Decke bewunderte. Was aber weniger an der tollen Aussicht lag, als an dem was die Twil'ek die vor ihm kniete machte. Überdeutlich war schnalzen, saugen und schmatzen und Vakkeks Gestöhne zu hören. Lane hatte sich immer schon gefragt, ob Männer auf so eine dämliche Show stehen. Diese übertriebenen Laute, die Frauen in Pornos bei einem Blowjob von sich gaben. Noch schlimmer fand sie nur, wenn die Pornodarsteller dabei ständig in die Holocam sahen, statt sich für den Besitzer des Schwanzes zu interessieren. Lane fand das immer befremdlich, aber sie war ja auch kein Mann. Als Vakkek der Twilek in die Lekku griff und begann sein Becken zu bewegen, musste Lane fast lachen, so albern sah es aus. Einen Moment überlegte sie, ob sie höfflich sein, es ihn fertigmachen und draußen auf ihn warten sollte. Aber sie hatte schon so viele Stunden in dieser Drecks Cantina verbracht und sie hatte keine Lust auch nur noch eine Minute länger zu warten.
Lane stand auf und schlich sich hinter Vakkek, dann richtete sie den Lauf ihres Blasters genau auf Vakkeks Hinterkopf. Sie drückte den Lauf direkt an seine Haut, damit er ihn spürte.
In diesen Moment kam Vakkek und spritze der Twil'ek alles in den Mund, die aufgebracht röchelte und losschimpfte. Scheinbar war es nicht vereinbart das Vakkek ohne Vorwarnung ihr alles in die Kehle spritzt. Scheinbar kostete so ein Spaß tatsächlich extra.
"Hallo Vakkek, schön du bist fertig. Dann tu uns allen den Gefallen und zieh deine Hose wieder hoch. Wir müssen reden." Sagte Lane mit ruhiger Stimme, ohne dabei den Blaster von seinem Kopf zu nehmen. Sie war nicht sicher, ob Vakkek ihre Stimme nach all der Zeit erkannte.
Die Twil'ek hatte nun auch Lane wahrgenommen und sie stellte sofort ihre Schimpftyrade ein. Lane hatte ohnehin kein Wort verstanden da die Twilek kein Basic sprach, Lane schenkte ihr keinen Blick. Vakkek griff nach seiner Hose und zog sie hoch. Er war vollkommen ruhig, beim zuknöpfen seiner Hose wandte er seine Stimme dann bedrohlich zu Lane. "Kleine, ich weiß zwar nicht wie du auf die absolut lächerliche Idee kommst so hier rein zu platzen, aber wenn du nicht vorhast mit deinem Mund etwas Sinnvolles zu tun solltest du ganz schnell den Blaster von meinem Kopf nehmen und so schnell du kannst laufen. Ich hatte einen ziemlich beschissenen Tag und ich bin echt ...", bevor Vakkek weiterreden konnte, nahm Lane den Blaster runter und schnitt Vakkek das Wort ab.
"Immer noch der schlecht gelaunte Nikto wie früher?! Vakkek, ich hab dich einmal ausgeknockt, meinst du ich schaff das nicht wieder?", fragte Lane ihn und steckte nun den Blaster wieder in ihren Halfter, der unter ihrer Jacke versteckt war. Man merkte richtig wie es in Vakkeks Hirn ratterte und als er sich umdrehte schenkte er Lane ein Lächeln. Es war unmöglich es einzuordnen. Es schwang irgendwo zwischen „ich brech dir das Genick“ und „schön dich zu sehen, lass uns was trinken gehen“.
Lane stand vor Vakkek und verschränkte die Arme. Sie musterte ihn und versuchte souverän zu wirken. Vakkek wusste meistens über alles Bescheid was auf Nar Shaddaa lief, aber er wusste sicher nichts von ihr und Jonas oder von ihrem Ausscheiden aus den republikanischen Sondereinheiten. Dieses Unwissen seiner Seitz konnte ihr nützlich sein und sie hatte Vakkek nicht viel als Austausch für Informationen zu bieten.
"Bezahl die Kleine, wir sehen uns dann oben." Lane wartete nicht auf eine Reaktion von Vakkek, sie drehte sich um und ging hoch. Sie wusste das Vakkek ihr jetzt noch keine Probleme machen würde.