Kapitel 8
Vakkek
Lane wartete geschlagene vier Stunden in der schäbigen
Cantina im Correlianischen Sektors. Das Warten machte sie aggressiv und ihre
Stimmung war auf dem absoluten Tiefpunkt.
Über das Datenpad und die Holonachrichten in der Cantina
versuchte sie so viele Informationen über die Geschehnisse zusammen zu tragen,
wie ihr unter den gegebenen Umständen möglich war. Immer wieder ging sie die
letzten Tage und Jonas letzte Worte übers Com durch.
Besonders der eine Satz wollte ihr nicht aus dem Kopf gehen:
"Scheiße Lane sie haben dich
gefunden, du musst..."
"Dich", murmelte Lane gedankenverloren. Jonas
letzte Worte waren eine eindringliche Warnung an sie gewesen. Er wurde in ihrem
angemieteten Apartment in einen Kampf verwickelt. Die Indizien waren ziemlich
eindeutig, jemand wollte Lane nicht Balker. Balker war nur zur falschen Zeit am
falschen Ort. Dieser Tatsache folgten allerdings nur noch mehr Fragen statt
Antworten. Wann war Lane so unvorsichtig gewesen und hatte eine offensichtliche
Falle nicht gesehen? Ihre Gedanken drehten sich im Kreis. Die Liste der
potenziellen Feinde war lang und die der Verbündeten seit dem Ausscheiten aus
den Sondereinheiten zunehmend geschrumpft. In den Holonachrichten fand man
nichts über den genauen Tathergang in Lanes Apartment, es war auch mehr eine
Randnotiz der örtlichen Sender. Nar Shaddaa war einfach ein Pulverfass und
andere Themen interessanter.
Zu mindestens gab es
keinen Bericht über einen Toten bei der Schießerei, was Lanes Hoffnung schürte,
dass es Jonas lebend raus geschafft hatte und er irgendwo auf sie wartete.
Lane bestellte erneut einen Caf bei dem Kellnerdroiden. Sie
schätze es war mittlerweile der vierte oder fünfte. Ihr Magen rebellierte
zunehmend. Sie musste etwas essen, aber die Dinge hier auf der Speisekarte waren
ziemlich ungeeignet für einen empfindlichen menschlichen Magen. Die Cantina
wurde mehr von den exotischeren Spezies besucht. Lane saß in einer der
hintersten Ecken und tat schwer beschäftigt mit dem Datenpad. Viele Raumschiff
Captains nutzten Cantinas zur Kundengewinnung und fast wie Büros, also viel
Lane nicht auf. Sie konnte, ohne selbst gleich gesehen zu werden, direkt zum
Eingang sehen. Während der letzten Stunden waren zahlreiche männliche Gäste
nach einem Gespräch mit dem großen Twil'ek hinter dem Tresen nach unten
verschwunden und kamen nach einer halben Stunde bis Stunde mit einem Lächeln
wieder nach oben. Die Cantina schien einen unteren Bereich zu haben, der nicht
ausgeschildert war. Lane ging davon aus, dass der Besitzer sich dort ein Zubrot
verdiente. Sie war nicht ganz sicher ob mit Drogen oder Sex. Da die Gäste, die
sie bisher gesehen hatte, ausschließlich männlich waren ging sie von letzterem
aus. Sklaverei, Prostitution und dergleichen waren auf Nar Shaddaa erlaubt und
üblich. Die wenigsten Casinos und Cantinas auf diesem Drecksmond verdienten
wirklich mit Getränken oder Glücksspiel ihr Geld.
Endlich war es soweit: Lane bemerkte eine große Gestalt, die
durch den Eingangsbereich kam. Es war ein Nikto, aber sie war sich für einen
Moment nicht sicher ob es Vakkek war. Dann erkannte sie ihn im Licht. Vakkek
war ein typischer Niktomann und damit eine ziemlich brachiale Erscheinung. Als
grünhäutiger Nikto war er zwar nicht so groß und stark wie seine rothäutige
Verwandten, aber er hatte diese Art an sich, die selbst seinesgleichen Respekt
einflößte. Lane hatte während ihrer operativen Dienstzeit einige Niktos
getroffen und meist ging das nicht friedlich aus. Sie schätzte Vakkek - er war
für seine Spezies ziemlich beherrscht und setzte durchaus ab und an zuerst
seinen Verstand ein bevor er mit bloßer Kraft zuschlug. Allerdings hatte sie
gelernt, dass er genau wie andere Niktos nicht zu den geduldigsten gehörte.
Vakkek war, wie jeder Nikto, Sklave gewesen und hatte für sich und seinen
kleinen Bruder die Freiheit bei seinem Herrn in den Arenen von Nar Shaddaa
erkämpft. Er hatte sich dazu entschlossen nach einiger Zeit bei verschiedenen
Gangs der Sicherheit von Nar Shaddaa beizutreten.
Eine Entscheidung für
die Lane ihm einen gewissen Respekt zollte. Man musste aber wissen, dass die
Sicherheit von Nar Shaddaa nicht mit den Sicherheits oder Polizeibehörden auf
anderen Planeten vergleichbar war. Die Sicherheit auf Nar Shaddaa war
vollkommen korrupt, einer der nicht bestechlich war oder bei bestimmten Vorfällen
wegsah, wurde vermutlich von seinen eigenen Kollegen ausgeschaltet. Die Hutten
tolerierten und förderten dies in gewissen Grenzen. Nach außen hin wollte man
natürlich wegen den zahlungskräftigen Touristen bestimmte Bereiche von Nar
Shaddaa „sauber und ordentlich“ halten und den Anschein von Sicherheit und
Ordnung erwecken. Alles was außerhalb der Touristenviertel lag, verließ sich
schlichtweg auf Selbstjustiz oder man schmierte die passenden Leute.
Vakkek war für seine Brutalität gegen die Stim und Fist
Dealer und Laborbesitzer bekannt. Natürlich erwischte er nie die wirklich
großen Fische und bekämpfte lediglich Symptome, aber er tat wenigstens etwas.
Auch wenn das ganze eher ein persönlicher Rachefeldzug war. Sein kleiner Bruder
gehörte der Bloodgang an - eine kurze Karriere. Vakkeks Bruder war für einen
Nikto zu vertrauensselig, vielleicht auch gerade weil Vakkek ihn immer zu sehr
beschützt hatte. Am Ende bezahlte er das mit seinem Leben. Lane erinnerte sich
noch genau, wie Vakkek sie und Elara um Hilfe gebeten hatte. Vakkek hatte
erfahren, dass sich sein Broder Ormak gegen seinen Willen einer Gang
angeschlossen hatte und nach einer Auseinandersetzung war Ormak verschwunden.
Damals ging Vakkek einfach davon aus, dass Ormak irgendwo trotzig schmollte. Als
Lane und Elara aber die Leiche des jungen Nikto fanden und Elara mittels DNA
Scans Ormaks Identität bestätigte war es mit Vakkeks Beherrschung dahin. Lane
hatte noch versucht ihn zu Vernunft zu bringen. Aber einen wild gewordenen
Nikto konnte einfach niemand aufhalten - jedenfalls nicht, wenn man die Absicht
hatte ihn am Leben zu lassen. Am Ende hatte Lane Elara angewiesen zum Schiff
zurückzukehren und sie war Vakkek gefolgt um das schlimmste zu verhindern. Am
Ende konnte sie Vakkek davor bewahren Erschossen zu werden, aber mindestens ein
gutes Dutzend Schläger der Bloodgang mussten daran glauben. Nicht, dass jemand
um diesen Abschaum getrauert hätte oder man die falschen erwischt hätte, aber
am Ende blieb es Mord.
Lane konnte Vakkek, nachdem er sich an der Blooodgang
ausgetobt hatte, eine verpassen und schleifte ihn zurück in einen sicheren
Sektor. Gerade noch Rechtzeitig, da die Gang sich langsam vom Schock über den
herum wütenden Nikto erholt hatte und sich gezielt formierte.
Jetzt war Vakkek eine Informationsquelle. Lane wusste nicht,
ob der Nikto ihr das damals verziehen hatte. Sie hatte beim letzten Mal keine
Zeit gehabt um sich um seine Befindlichkeiten zu kümmern und sie hatte es jetzt
noch weniger. Sie musste Vakkek alleine treffen, als sie sah wie Vakkek kurz
dem Barmann zunickte und dann direkt die Treppe nach unten nahm, war das ihre
Gelegenheit. Lane trank den Kaffee aus und ging dann Richtung Ausgang. Als sie
sicher war, dass niemand ihr nachsah, nahm sie die linke Seite und ging Vakkek
hinterher. Die untere Ebene der Cantina war ähnlich wie Lane sie sich
vorgestellt hatte. Überall Holowerbung von leichten Mädchen, schmierige
Automaten mit allerlei Sexutensilien und links und rechts verschiedene Türen
mit Nummern und kleinen Herzen. An den Seiten waren Farbcodes die wohl eine
Kennzeichnung für irgendwas waren. Eventuell Preise oder spezielle Angebote der
Damen dahinter. Eine Tür ging auf, ein schmieriger Rodianer trat heraus und
musterte Lane ausgiebig. Lane hatte das Bedürfnis sich unter eine Dusche zu
stellen. Sie erwiderte den Blick des Rodianers nicht und ging zielstrebig an
ihm vorbei.
Lane war nur wenige Sekunden nach Vakkek heruntergekommen.
Er musste in einem der ersten Zimmer verschwunden sein, sonst hätte sie ihn
noch sehen müssen. Es gab acht Türen, vier auf jeder Seite. Lane vermutete das
Vakkek hinter einer der ersten Türen verschwunden sein musste. Der Rodianer kam
aus der letzten Tür links. Als Lane hörte wie der Rodianer die Treppe
hinaufstieg und außer Sichtweite war, machte sie kehrt und ging rechts zur
ersten Tür. Sie zog ihren Blaster und öffnete die Tür leicht. Vorsichtig und leise schob sie sich durch die
Tür und sie hörte ein tiefes seufzen. Lane hatte Glück, der Raum war auf den
ersten Blick unübersichtlich geschnitten und mit allerlei Trennwänden und
kitschigen Dekopflanzen vollgestellt. Direkt vor sich sah sie ein Sofa und
einen Tisch, weiter hinten war die Person die die Geräusche machte. Lane
schloss behutsam die Tür und ging in die Hocke. Sie presste sich an die Wand und
konnte einen Blick hinter die Trennwand erhaschen. Sie sah Vakkeks Gestalt wie
er mit runtergelassenen Hosen dastand und die Decke bewunderte. Was aber
weniger an der tollen Aussicht lag, als an dem was die Twil'ek die vor ihm
kniete machte. Überdeutlich war schnalzen, saugen und schmatzen und Vakkeks
Gestöhne zu hören. Lane hatte sich immer schon gefragt, ob Männer auf so eine
dämliche Show stehen. Diese übertriebenen Laute, die Frauen in Pornos bei einem
Blowjob von sich gaben. Noch schlimmer fand sie nur, wenn die Pornodarsteller
dabei ständig in die Holocam sahen, statt sich für den Besitzer des Schwanzes
zu interessieren. Lane fand das immer befremdlich, aber sie war ja auch kein
Mann. Als Vakkek der Twilek in die Lekku griff und begann sein Becken zu bewegen,
musste Lane fast lachen, so albern sah es aus. Einen Moment überlegte sie, ob
sie höfflich sein, es ihn fertigmachen und draußen auf ihn warten sollte. Aber
sie hatte schon so viele Stunden in dieser Drecks Cantina verbracht und sie
hatte keine Lust auch nur noch eine Minute länger zu warten.
Lane stand auf und schlich sich hinter Vakkek, dann richtete
sie den Lauf ihres Blasters genau auf Vakkeks Hinterkopf. Sie drückte den Lauf
direkt an seine Haut, damit er ihn spürte.
In diesen Moment kam Vakkek und spritze der Twil'ek alles in
den Mund, die aufgebracht röchelte und losschimpfte. Scheinbar war es nicht
vereinbart das Vakkek ohne Vorwarnung ihr alles in die Kehle spritzt. Scheinbar
kostete so ein Spaß tatsächlich extra.
"Hallo Vakkek, schön du bist fertig. Dann tu uns allen
den Gefallen und zieh deine Hose wieder hoch. Wir müssen reden." Sagte
Lane mit ruhiger Stimme, ohne dabei den Blaster von seinem Kopf zu nehmen. Sie
war nicht sicher, ob Vakkek ihre Stimme nach all der Zeit erkannte.
Die Twil'ek hatte nun auch Lane wahrgenommen und sie stellte
sofort ihre Schimpftyrade ein. Lane hatte ohnehin kein Wort verstanden da die
Twilek kein Basic sprach, Lane schenkte ihr keinen Blick. Vakkek griff nach
seiner Hose und zog sie hoch. Er war vollkommen ruhig, beim zuknöpfen seiner
Hose wandte er seine Stimme dann bedrohlich zu Lane. "Kleine, ich weiß
zwar nicht wie du auf die absolut lächerliche Idee kommst so hier rein zu
platzen, aber wenn du nicht vorhast mit deinem Mund etwas Sinnvolles zu tun
solltest du ganz schnell den Blaster von meinem Kopf nehmen und so schnell du
kannst laufen. Ich hatte einen ziemlich beschissenen Tag und ich bin echt
...", bevor Vakkek weiterreden konnte, nahm Lane den Blaster runter und
schnitt Vakkek das Wort ab.
"Immer noch der schlecht gelaunte Nikto wie früher?!
Vakkek, ich hab dich einmal ausgeknockt, meinst du ich schaff das nicht
wieder?", fragte Lane ihn und steckte nun den Blaster wieder in ihren
Halfter, der unter ihrer Jacke versteckt war. Man merkte richtig wie es in
Vakkeks Hirn ratterte und als er sich umdrehte schenkte er Lane ein Lächeln. Es
war unmöglich es einzuordnen. Es schwang irgendwo zwischen „ich brech dir das
Genick“ und „schön dich zu sehen, lass uns was trinken gehen“.
Lane stand vor Vakkek und verschränkte die Arme. Sie
musterte ihn und versuchte souverän zu wirken. Vakkek wusste meistens über
alles Bescheid was auf Nar Shaddaa lief, aber er wusste sicher nichts von ihr
und Jonas oder von ihrem Ausscheiden aus den republikanischen Sondereinheiten. Dieses
Unwissen seiner Seitz konnte ihr nützlich sein und sie hatte Vakkek nicht viel
als Austausch für Informationen zu bieten.
"Bezahl die Kleine, wir sehen uns dann oben." Lane
wartete nicht auf eine Reaktion von Vakkek, sie drehte sich um und ging hoch. Sie
wusste das Vakkek ihr jetzt noch keine Probleme machen würde.